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Jedes Jahr werden zur Frankfurter Buchmesse tonnenweise Papier bedruckt.
Wir wollen linken AutorInnen und Verlagen ein Forum für kritische Gedanken bieten |
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23 Guantanamo auf griechisch
Zeitgenössische Folter im Rechtsstaat
Mit der Übersetzerin von Heike Schrader
Samstag, 18. Oktober 2008 20 Uhr
Dritte Welt Haus, Falkstr. 74, Frankfurt (Bockenheim)
VeranstalterInnen: Libertad! Frankfurt/M.
Von Savvas Xiros, Pahl Rugenstein 2007
Übersetzt von Heike SchraderGuantanamo ist das Synonym für die Abschaffung jeglichen gesetzlichen Schutzes der Bürger vor staatlicher Willkür, Inhaftierung ohne gerichtliche Überprüfung und Folter. Guantanamo steht für einen von höchster staatlicher Stelle systematisch betriebenen Zivilisationsbruch: der Negierung des Menschseins der vermeintlichen oder wirklichen politischen oder militärischen Gegner. Nach den Erfahrungen im 20. Jahrhundert mit dem deutschen Faschismus erschien eine derartige Entwicklung in mit allen demokratischen Insignien versehenen Staatswesen bisher undenkbar. Im sogenannten „Krieg gegen den Terror“ wird staatlicherseits ein „Sicherheits“-Totalitarismus entwickelt, der sich allerdings nicht auf die USA beschränkt, sondern auch in Europa auf dem Vormarsch ist. Savvas Xiros, Mitglied der griechischen Stadtguerilla „17N“, schildert in diesen autobiographischen Aufzeichnungen sein Martyrium in einem Athener Krankenhaus, nachdem ihm eine Bombe in der Hand explodierte. Während seines 65-tägigen Aufenthaltes auf der Intensivstation wird er, an Händen und Füssen gefesselt, nackt und in fast völliger Dunkelheit, mit verbunden Augen und unter dem Einfluss starker Psychopharmaka, kaum aus dem Koma erwacht und zwischen Leben und Tod schwebend, nach allen Regeln moderner Folterkunst verhört. Auserlesene Papageien aus juristischen Kreisen und der Hierarchie der Richter erklärten bereitwillig, dass der auf frischer Tat ertappte Bombenleger gar nicht „festgenommen“ worden wäre. Man hätte ihn bloß mit mehreren hundert schwerbewaffneten maskierten Polizeibeamten und Geheimdienstagenten „geschützt“ (vor was eigentlich?), ein „Schutz“, bei dem ihm jeglicher Kontakt mit Rechtsanwälten, engsten Angehörigen und sogar seiner Lebensgefährtin verwehrt wurde. Da er ja (angeblich) gar nicht „festgenommen“ wurde, konnte auch keine Rede von der Inanspruchnahme der für Festgenommene verbrieften Rechte sein. Trotz oder wegen dieser Umstände wurden aber seine „Aussagen“ im Gerichtsverfahren gegen ihn und Mitangeklagte verwendet.
Die Mönche im Mittelalter, die Enten zu Fischen umtauften, um das Fastengebot zu umgehen, waren im Vergleich dazu wesentlich ungefährlicher, weil sie für die Befriedigung ihrer fetten Bäuche nur Gefahr liefen, in der Hölle zu schmoren, während ihre modernen Epigonen eine ganze Gesellschaft zurück ins Mittelalter führen.
Heike Schrader, die das Buch aus dem griechischen übersetzt hat, wurde am 9.12.07 bei der Ankunft auf dem Flughafen Köln-Bonn festgenommen. Sie wurde zur Bundesanwaltschaft nach Karlsruhe gebracht. Dort wurde der Haftbefehl zwar außer Vollzug gesetzt. Doch ihr Handy und weitere Gegenstände wurden beschlagnahmt. Die Begründung lautet, dass sie vor fast 10 Jahren in einer linken türkischen Organisation mitgearbeitet haben soll. Sie soll nach Verlautbarungen aus Karlsruhe seit 2001 flüchtig gewesen sein. Dabei hat sie ständig von Athen aus Artikel in mehreren Zeitungen in Deutschland verfasst und war häufig in Deutschland auf Veranstaltungen. Unter Anderem am 18.März 2007 auf einer Konferenz des Netzwerks für politische Gefangene. Ihr Name war auf den Flyern und Plakaten und im Internet genannt. Das wäre ein merkwürdiges Verhalten für eine Flüchtige. Deshalb ist die Vermutung, dass der Haftbefehl in dem Augenblick reaktiviert wurde, wo Sie mit dem Buch einen wichtigen Einblick in europäische Verhörpraktiken gibt, mehr als wahrscheinlich.
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