Veranstaltungen 2008  
 
 
 
 
 
 
 
   
   
   
   
   
   
Jedes Jahr werden zur Frankfurter Buchmesse tonnenweise Papier bedruckt. Wir wollen linken AutorInnen und Verlagen ein Forum für kritische Gedanken bieten  
 

Lange Lesenacht

Verschiedene AutorInnen und ÜbersetzerInnen;
Verschiedene AutorInnen und ÜbersetzerInnen lesen aus ihren aktuellen Büchern. Anschließend gemütliches Ausklingenlassen bei netter Musik.
Für das leibliche Wohl gibt es leckeres Buffet für wenig Geld.

18-1 Guttentag

Das Leben des jüdischen Verlegers Werner Guttentag zwischen Deutschland und Bolivien; Stefan Gurtner und Sabine Jorkowski; Verlag Edition AV

Literatur und Bolivien? Unvorstellbar! Und doch gibt es sie! Dank eines deutsch-jüdischen Flüchtlings namens Werner Guttentag, der ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als die Nazis die Bücher verbrennen, seine Liebe zu ihnen entdeckt. Gedruckte Worte sind für ihn der Schlüssel zum Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit und Ignoranz. Er sieht in ihnen ein Sprachrohr, nicht nur um Missständen zu begegnen, sondern auch um der Bevölkerung Boliviens (mehrheitlich Indigene) ein Selbstbewusstsein/ihren Stolz (zurück)zugeben, in dem er ihre Geschichte, ihre Traditionen, eingebettet in die Schönheit und Vielfältigkeit ihres Landes, veröffentlicht. Er eröffnet zunächst einen Buchladen, gründet einen Verlag, ruft einen Buchpreis ins Leben, in dessen Jury niemand Geringerer als der Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa sitzt, der Guttentag als seinen Freund, den „großen bolivianischen Verleger und Buchhändler“ bezeichnete. Er trifft auf Klaus Barbie und wird hineingezogen in den Strudel im Kampf um Che Guevara.


18-2 B. Traven

Portrait eines berühmten Unbekannten
Wolf-Dietrich Schramm; avant-verlag

Der Traven Experte Wolf-Dietrich Schramm wird im Rahmen der Lesung den bis heute geheimnisvollen Lebenslauf des 1969 verstorbenen Bestseller-Autors ergründen und aus seinem Werk lesen. Grundlage der Lesung ist das Comic von Golo. Bis heute ranken sich viele mysteriöse Geschichten um den Autoren, der in der Büchergilde Gutenberg fast seine gesamten 17 Bücher veröffentlicht hat. Aber auch ohne diese Mythen ist der Lebenslauf faszinierend genug. Hinter dem Pseudonym B. Traven verbirgt sich der Anarchist Ret Marut, der u.a. in der Münchner Räterepublik aktiv war. Nach der Niederschlagung der Novemberrevolution flieht Marut über London nach Mexiko, wo er unter dem Namen B. Traven als Abenteuer-Autor aufersteht. Travens Bücher unterscheiden sich von anderen Romanen durch seine Kritik an Kapitalismus. Die Lesung wird durch eine Ausstellung und Bildeinspielungen aus dem Comic begleitet.


18-3 Befreiung und soziale Emanzipation

Rätebewegung, Arbeiterautonomie und Syndikalismus
Roman Danyluk; Verlag Edition AV

Was soll heute eigentlich konkret unter Befreiung und sozialer Emanzipation verstanden werden? Und warum sind viele der traditionslinken Vorstellungen überholt? Das vorliegende Buch erörtert genau diese Fragen und untersucht dabei die antiautoritäre proletarische Geschichte sowie die antiproduktivistischen Kämpfe in Vergangenheit und Gegenwart. Ausgehend von der sozialen Realität in den gegenwärtigen kapitalistischen Klassengesellschaften begibt sich Roman Danyluk auf die Spur der vergangenen selbstorganisierten direkten Aktionen des Proletariats ebenso wie des Kampfes der Lohnabhängigen gegen die Arbeit. Zentrale Begriffe der gesellschaftlichen Entwicklung – etwa Fortschritt, Produktivität, Arbeit – werden einer lebendigen und historischen Klassenanalyse unterzogen und auf emanzipatorische Art und Weise neu bestimmt. Damit versucht der Autor, eine sozialrevolutionäre Perspektive zur Umwälzung der sozial extrem ungleichen Klassenverhältnisse im Kapitalismus zu entwickeln.


18-4 + 20 Zum Glück gab es Punk

Ute Wieners; Verlag Region + Geschichte

Utes Kindheit ist geprägt von Lieblosigkeit, Einsamkeit und Gewalt. Vor dem Horror der Familienverhältnisse, dem Mobbing in der Schule und dem Mief der Provinzmetropole Hannover flieht sie in Traum- und Parallelwelten. Schließlich will sie sich nicht weiter verkriechen und wird Punk. Es stellt sich heraus, es ist nicht einfach, sich den gewalttätigen und sexistischen Strukturen der Gesellschaft zu entziehen, denn auch diejenigen, die sich dagegen stellen, kennen nichts anderes. Sie berichtet von der hannoverschen Studentenbewegung, die sie als Kind erlebte, von Straßenschlachten mit der Polizei und von den Chaostagen. Mit leicht ironischer Distanz erzählt sie von gewalttätigen Skinheads und Normalbürgern, von kurzzeitigen Drogenfluchten, von der Gründung der Anarchistischen Pogopartei und zeichnet eine radikal subjektive Geschichte des Punk.


18-5 Normal passiert da nix

Frank P. Meyer; Conte Verlag

Rafael heuert als Pizzaentwickler bei Tiefkühl-Wagner im Saarland an. In der WG von Mike und Gabriel ist ein Zimmer frei. Außer von Raffis Miete leben die beiden Cousins von mütterlicher Unterstützung und Schmuggelfahrten nach Luxemburg. Doch der Dorfpolizist sagt: »Schluss damit«. Die rettende Idee: Mit einem Raubüberfall auf die Trierer Uni-Mensa ließen sich alle Probleme lösen. Und normal passiert da nichts. Frank P. Meyer erzählt eine turbulente Geschichte vom späten Erwachsenwerden und den überraschenden Wendungen einer außergewöhnlichen Familienkonstellation.

 


18-6 Die ehrenwerte Gesellschaft

Dominique Manotti/DOA, Verlag Assoziation A, es liest Andreas Werther

Eine Gruppe junger Ökoaktivisten plant einen spektakulären Coup gegen die französische Atompolitik und hackt den Rechner eines Ermittlers des Kommissariats für Atomenergie. Sie übernimmt die Kontrolle der Webcam und wird zufällig Zeuge eines Kampfes zwischen dem Ermittler und zwei Geheimagenten, bei dem der Polizist zu Tode kommt. Es ist kurz vor dem ersten Wahlgang zur Präsidentschaftswahl. Gegenüber stehen sich der blasse Kandidat der Linken und der machtbesessene Pierre Guérin, wenig zufällig an einen gewissen Nicolas S. erinnernd. Tief verstrickt in ein Machtgeflecht aus Politik, Geheimdiensten und den Eliten der Industrie, will der voraussichtliche neue Präsident seinen Förderern die Privatisierung der Atomindustrie auf dem Silbertablett servieren. Dominique Manotti und DOA haben mit „Die ehrenwerte Gesellschaft“ einen „Polit-Thriller im Nahkampf mit der Realität“ (Th. Wörtche) verfasst. Ein schneller Rhythmus, sich atemlos überschlagende Ereignisse und packende Dialoge sorgen für höchste Spannung.


18-7 Auf dem Weg

Gelebte Utopie einer Kooperative in Venezuela
Cecosesola; Verlag Die Buchmacherei

In Barquisimeto, einer Millionenstadt im Westen Venezuelas experimentiert der Kooperativenverbund Cecosesola seit mehr als vier Jahrzehnten mit Selbstverwaltung und Basisdemokratie. Die Kooperativistas betreiben große Gemüsemärkte, produzieren Lebensmittel und bieten Gesundheitsversorgung und andere Dienstleistungen an. Sie arbeiten ohne Chefs, entscheiden im Konsens, bewältigen die Aufgaben im Rotationsverfahren und stellen immer wieder alles in Frage. Große und kleine Themen werden ständig in Versammlungen gemeinsam besprochen. Mit diesen Prinzipien ist es ihnen gelungen, die übliche Bürokratisierung langlebiger Großprojekte zu vermeiden. In dem Buch erzählen die Kooperativistas ihre Geschichte und analysieren ihren eigenen Veränderungsprozess auf dem Hintergrund der westlich-patriarchalen Kultur.