Veranstaltungen 2008  
 
 
 
 
 
 
 
   
   
   
   
   
   
Jedes Jahr werden zur Frankfurter Buchmesse tonnenweise Papier bedruckt. Wir wollen linken AutorInnen und Verlagen ein Forum für kritische Gedanken bieten  
 

16Lange Lesenacht

16.1

Antifaschistischer Widerstand in Europa 1922 – 45

Bilder und Berichte
Lesung mit Ulrich Schneider, PapyRossa Verlag
In ganz Europa kämpften Frauen und Männer unter Einsatz ihres Lebens, ihrer Freiheit und ihrer Gesundheit gegen den Faschismus. Ein Bildband, erarbeitet vom Institut des ­Vétérans in Belgien und der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) und im PapyRossaVerlag Köln erschienen, zeigt bislang unbekannte Fotos des Widerstands u.a. aus Albanien, Belgien, Deutschland, Griechenland, Italien, Jugoslawien, Portugal, Spanien und der UdSSR. Hierin werden die vielfältigen Formen des antifaschistischen Kampfes von der Aufklärungsarbeit, der Hilfe für Verfolgte bis zu konkreten militärischen Aktionen sowie die politische Breite, die dieser Kampf in den jeweiligen Ländern hatte, sichtbar. Das Vorwort für dieses Buch schrieb der griechische Antifaschist Manolis Glezos.
An diesem Abend wird Ulrich Schneider, Generalsekretär der FIR, Bilder präsentieren und einen knappen Überblick über den europäischen Widerstand geben.


16.2

Zurück am Tatort Stadion

Diskriminierung und Antidiskriminierung in Fußball-Fankulturen
Lesung mit Pavel Brunßen, Werkstatt Verlag
Nicht erst seit den Übergriffen und Parolen der „Hooligans gegen Salafisten“ ist klar: Quer durch die Ligen gehören Gewalt und Diskriminierung noch immer zum Alltag in Fußball-Fankulturen. Die Autor*innen dieses Sammelbandes beschäftigen sich in deutscher und europäischer Perspektive mit grundlegenden Problemen wie Rassismus, Sexismus, Antiziganismus oder Homophobie. Sie analysieren verdeckte und offene Ausdrucksformen, zeigen Gegeninitiativen und Handlungsalternativen und ermuntern zur kritischen Eigenreflexion – ohne den Blick für den Facettenreichtum des Fußballs und seine fröhlich-derben Fanszenen zu verlieren.


16.3

Xenophobie Business

Wer profitiert vom Grenzregime?
Lesung mit Julia Schaefermeyer, Unrast Verlag
Claire Rodier geht der Frage nach, wozu – und wem – Einwanderungskontrollen dienen. Dazu gibt sie einen seltenen Einblick in die Welt der privaten Sicherheitsunternehmen und deren Verstrickungen in politische Entscheidungs- und Gesetzgebungsprozesse.
Darüber hinaus zeigt sie die ideologische Funktion der Aufrüstung an den Grenzen auf: wie Angst ausgebeutet und Migration kriminalisiert wird, um daraus politischen wie wirtschaftlichen Nutzen zu ziehen.
Am Beispiel von Asylverfahrenslagern und der europäischen Grenzschutzagentur Frontex wird deutlich, dass immer schärfere Grenzkontrollen nicht allein dem vorgeblichen Zweck der Überwachung und Abschreckung, sondern verschiedensten ökonomischen Interessen dienen.


16.4

Indonesien

Ein Länderporträt
Lesung mit Christina Schott, Ch.Links Verlag

Indonesien ist ein Land mit unzähligen Facetten, in dem sich rund 300 verschiedene Völker auf mehr als 17.500 Inseln verteilen. Die viertgrößte Bevölkerung der Welt ist zu knapp 90 Prozent muslimisch, lebt aber in einer säkularen Demokratie. Zehn Luxuslimousinen in einem Vier-Personen-Haushalt sind genauso alltäglich wie eine zwölfköpfige Familie, die in einer kleinen Bambushütte wohnt. Mehr als 100 Prozent der Bevölkerung besitzen statistisch gesehen ein Handy, aber nicht einmal ein Viertel hat Zugang zum Internet.
Christina Schott gibt einen spannenden Einblick in die Lebenswelten Indonesiens, die faszinierenden wie die besorgniserregenden. Neben den historischen und politischen Fakten macht sie vor allem die sozialen und kulturellen Befindlichkeiten verständlich, die im Alltag der Indonesier eine wichtige Rolle spielen.


16.5

Das Licht ist weder gerecht noch ungerecht

Lesung mit Jayrôme C. Robinet, w_orten & meer. verlag für antidiskriminierendes handeln

welche ausdrucksformen gibt es für das kurze glück und die lange grundsätzliche verzweiflung, für identitäten, die angeboten werden und doch immer nicht stimmen, für das schweigen als erstsprache, für die wut über trans-diskriminierungen und für die liebe, die nicht ein gefühl ist, sondern ein umgehen mit menschen?
jayrôme c. robinet, bekannt als spoken word künstler, vereint in „Das Licht ist weder gerecht noch ungerecht“ mehrere genres: theatermonolog trifft auf spoken word, kurzgeschichte auf lyrische prosa, geschriebenes auf gesprochenes.
humorvoll und scharfsinnig tritt jayrôme in den dialog mit welt, um nichts geringeres als „die Fallhöhe von Wort zu Wahrheit zu verringern“. seine sprache weckt neue bilder, kombiniert sanftes mit rasantem und eröffnet durch kleine verschiebungen des ausdrucks neue perspektiven.
für die öffnung von gender-, sprach- und ländergrenzen: poetisch, politisch, präzise. www.jayrome-c-robinet.com


16.6

Robokratie: Der Mensch als Auslaufmodell?

Lesung mit Thomas Wagner, PapyRossa Verlag

Im Umfeld von Konzernen wie Google, Facebook und Co. gedeiht eine Ideologie technologischer Machbarkeit. Ihre Anhänger propagieren die Verschmelzung von Mensch und Maschine, spekulieren über künstliche Superintelligenz und träumen von der Unsterblichkeit in der Cloud. En passant ließen sich sämtliche gesellschaftliche Probleme lösen. Fantastische Visionen, irre Ideen. Doch mehr als Hirngespinste: Ihre Propagandisten finanzieren Start-ups, beraten Regierungen, leiten die Labore von High-Tech-Unternehmen und verbreiten ihre Ideen an eigenen Hochschulen. Im Resultat wird die Herrschaft der gegenwärtigen Eliten weiter zementiert. Thomas Wagner porträtiert die wichtigsten Verfechter der Robokratie. Politik, also die Austragung gegensätzlicher Interessen, erscheint im Zeichen elektronischer Vernetzung und künftiger Maschinenherrschaft als überflüssig. Am Ende steht die Frage nach einem demokratischen Gebrauch von Technologie: Damit der Mensch nicht zum Auslaufmodell wird.


16.7

Lena Halberg – Paris ’97

Die schmutzige Seite der Macht – ein Thriller
Lesung mit Ernest Nybørg, Edition AV

Paris 1997 – die Nacht der Tragödie von Lady Dianas Unfall. In der Nähe der Katastrophe stirbt auch ein Fotograf einen mysteriösen Tod. Hatte er etwas auf seinem Film, wofür er sterben musste? Die junge Journalistin Lena Halberg versucht der Sache nachzugehen und steht vor einer Mauer des Schweigens.
Fünfzehn Jahre später.
Lena, inzwischen eine bekannte Fernsehreporterin, stößt überraschend auf Fakten zu dem Vorfall. Mit journalistischem Spürsinn deckt sie nun unglaubliche Machenschaften der Rüstungsindustrie auf, die bis in höchste politische Kreise reichen.
Entgegen aller Warnungen stellt sie eine gefährliche Frage: Wer war der Waffenlobby damals im Weg?
Damit ist Lena zum Freiwild geworden. Die Operation zu ihrer Liquidierung läuft an. Ihre einzige Chance ist es, das Komplott an die Öffentlichkeit zu bringen, bevor sie selbst zum Opfer wird.


16.8

Indonesien 1965ff.

Die Gegenwart eines Massenmordes
Ein politisches Lesebuch
Lesung mit Anett Keller, regiospectra Verlag
Die antikommunistischen Massenmorde in Indonesien, denen Mitte der 1960er Jahre Hunderttausende Menschen zum Opfer fielen, zählen zu den furchtbarsten Verbrechen des 20. Jahrhunderts. Die Gewalt geschah weder spontan noch isoliert: Der Westen unterstützte den Militärdiktator Suharto mit Geld und Logistik. Suharto revanchierte sich, indem er das rohstoffreichste Land Südostasiens für westliche Firmen öffnete. Viele, die die Gewalt überlebten, verbrachten Jahre im Gefängnis, meist ohne Gerichtsverfahren. Die meisten „65er-Häftlinge“ kamen erst Ende der 1970er Jahre frei. Danach blieben sie und ihre Familien Stigmatisierte. Das politische Lesebuch „Indonesien 1965ff.“ ist der erste deutschsprachige Sammelband zum Thema, in dem ausschließlich indonesische Autor*innen zu Wort kommen. Überlebende berichten vom Mord an ihren Angehörigen, von Haft und Folter; aber auch von der Solidarität jener,die der Entmenschlichung ihre Menschlichkeit entgegensetzten. Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen beschreiben, wie schwierig sich die Aufarbeitung der Vergangenheit angesichts bis in die Gegenwart zementierter Machtstrukturen und Denkmuster gestaltet.