18Lange Lesenacht
18.1
Überlebensschule
Ausgegrenzte Kinder lernen die Freiheit
P.A.C.K., Mandelbaum Verlag
Lesung mit Übersetzerin Lotte Kreissler
David Gribble berichtet in »Überlebensschule« über Bildungseinrichtungen mit aktiver Beteiligung von benachteiligten Jugendlichen, darunter »Butterflies«, ein selbstorganisiertes Lernprojekt von Straßenkindern in Delhi; Moo Ban Dek, ein demokratisch strukturiertes Projekt für Waisen und verstoßene Kinder in Thailand; eine von SchülerInnen mitgegründete High School im ärmsten Viertel Chicagos sowie ein historisches Projekt von sogenannten unerziehbaren Jungen in Schottland. Er lässt die Kinder und ihre BegleiterInnen zu Wort kommen. Sie erzählen von existenziellen Problemen, von Leben und Tod, Gewalt in der Familie, vom Verhungern und von Bandenkriegen aber auch vom Lernen in Freiheit. Das Buch wirkt dem Vorurteil entgegen, nur wohlhabende Kinder könnten verantwortungsvolles Handeln lernen und freies Lernen verkraften, und zeigt, dass mit anderen pädagogischen Ansätzen und Vertrauen das Leben von armen Kinder existenziell verändert werden kann.
18.2
Feministische Psychiatrie Kritik
P.A.C.K., Unrast Verlag
Lesung mit Peet Thesing
Das Thema Psychiatriekritik ist seit Jahren kein großer politischer Kampf mehr. „Helfende“ Maßnahmen werden nicht gesellschaftskritisch analysiert, psychiatrisch-medizinische Ansätze werden nicht auf ihre strukturelle Bedeutung hinterfragt, Geschichte scheint es in der Psychiatrie nicht zu geben.
Wie entstehen eigentlich „psychische Krankheiten“ in dieser Gesellschaft? Wie wird zwischen gesund und krank entschieden? Ist Homosexualität wirklich nicht mehr als Krankheit vorgesehen? Wie wird psychiatrische Gewalt begründet? Wie werden Diagnosen zur Delegitimierung genutzt? Selbstverletzung und Ess_störungen – wie lange gilt die feministische Forderung: My body, my choice?
Diese Einführung orientiert sich am Wissen Psychiatrie-Erfahrener. Psychiatrische Ansätze werden aus einer gesellschaftskritischen Perspektive hinterfragt. Das Buch bietet damit ersten Einblick in die verschiedensten Themen feministischer Psychiatriekritik. Es macht deutlich, warum diese Kritk dringend wieder notwendig ist.
18.3
Alles so hell da vorn
P.A.C.K., Argument Verlag
Lesung mit Monika Geier
In einem Frankfurter Vorstadtbordell empfängt eine viel zu junge Hure einen Stammkunden, einen Kriminalpolizisten. Sie schießt ihn mit seiner eigenen Kanone nieder, knallt gleich noch einen Zuhälter ab, nimmt dessen Wagen und fährt los. Sie weiß genau, wo sie hinwill. Die Ermittlung übernimmt Kommissarin Bettina Boll, eine Kollegin des Ermordeten. Ein Mädchen ohne Namen und ohne Vergangenheit wird zur Rächerin eines verabscheuungswürdigen Verbrechens.
Manga, die Heldin dieses Buches, macht ihre Gegner aus und streckt sie nieder. Sie erschießt zuerst den Bullen, dann den Zuhälter, dann den Schuldirektor. Ob die Wahl logisch und gerecht ist, fragt sie nicht, denn Manga verfolgt ganz pragmatisch ein Ziel – und sie hat nichts zu verlieren. Dass sie dem Bullen seine Dienstpistole klauen kann, ist ihre einzige Chance, das Schicksal zu wenden. Die Lethargie ihrer Zunft schüttelt sie einfach ab. Was gibt ihr die Kraft? Wo kommt die Geschichte her, die sie so gezielt handeln lässt?
18.4
Assata Shakur.
Eine Autobiografie
P.A.C.K., Laika Verlag
Lesung mit Ella Rollnik (Laika-Verlag)
Assata Shakur schreibt eine Geschichte der rassistischen Gewalt im Amerika der 1960er- und 1970er-Jahre und des Kampfes der militanten Befreiungsbewegungen gegen diese Gewalt. Sie zeigt, wie diese Kämpfe die amerikanische Politik mitgestaltet haben, rückt aber auch in den Fokus, wie erschreckend alltäglich die Gewalt von Polizei, Justiz und Erziehungssystem gegenüber der Black Community überall auf der Welt auch heute noch ist. »Sie spricht zu uns allen«, heißt es im Vorwort von Angela Davis, »und ihre Worte erinnern uns daran, dass, wie Walter Benjamin einst bemerkte, nur um der Hoffnungslosen willen uns die Hoffnung gegeben ist.« Eine beeindruckende Frau und Revolutionärin.
18.5
Helft den Gefangenen in Hitlers Kerkern!
Die Rote Hilfe Deutschlands in der Illegalität ab 1933
P.A.C.K., Gegen den Strom
Rote Hilfe
Lesung mit Silke Makowski
Die Rote Hilfe Deutschlands war schon in der Weimarer Republik eine große linke Solidaritätsorganisation, die Ende 1932 fast eine Million Mitglieder umfasste. Nach dem Verbot im Frühjahr 1933 arbeiteten viele RHD-AktivistInnen in der Illegalität weiter – teils in losen Zusammenhängen, teils in gut vernetzten Kleinzellen. Die RHD-Gruppen sammelten Spenden für die zahllosen KZ-Häftlinge und ihre Familien und protestierten mit Flugblättern gegen den NS-Terror. Verfolgte und untergetauchte NazigegnerInnen wurden mit illegalen Quartieren versorgt oder heimlich über die Grenze ins Exil gebracht, wo die EmigrantInnen von den Auslandsbüros der RHD versorgt wurden.In der Roten Hilfe waren auffallend viele Frauen aktiv, die nach den Verhaftungen prominenter – meist männlicher – Mitglieder zentrale Funktionen übernahmen, aber auch „unauffällige“ Hintergrundarbeit leisteten.Selbst nach der offiziellen Auflösung der RHD 1938 führten dezentrale Strukturen die Unterstützung für die Verfolgten fort.
18.6
Das Fliegende Spaghettimonster
P.A.C.K., Alibri Verlag
Lesung mit Daniela Wakonigg
Das Fliegende Spaghettimonster (FSM) ist derzeit in aller Munde. Nicht nur in Form schmackhafter Nudelgerichte, sondern auch in den Medien. Doch was hat es mit dieser merkwürdigen Gottheit auf sich und warum glauben ihre Anhänger, dass nach dem Tod ein Biervulkan auf sie wartet und dass sie den Klimawandel bekämpfen können, indem sie sich als Piraten verkleiden?
Der Spaghettimonster-Glauben entstand 2005 im Zuge der Auseinandersetzungen um den zunehmenden Einfluss der Kreationisten in den USA. Diese Entstehungsgeschichte des Spaghettimonster-Glaubens sowie die skurrilen Elemente des FSM-Kults führen bei vielen Menschen fast reflexartig zu der Auffassung, dass es sich hierbei nicht um eine Religion, sondern um eine Religionsparodie handelt. Doch ist diese Einschätzung tatsächlich richtig? Gibt es nicht vielleicht doch Gründe, die dafür sprechen, dass Die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters eine echte Religion ist?
18.7
Flucht aus Sobibor
P.A.C.K., bahoe books
Lesung mit Herausgeber*innen
Am 14. Oktober 1943 kam es zum Aufstand im NS-Vernichtungslager Sobibor. Die etwa 600 gefangene Juden und Jüdinnen erschlugen ein Dutzend SS-Offiziere und Wächter, rissen den Stacheldrahtzaun nieder und rannten über ein vermintes Feld. Gegen alle Wahrscheinlichkeit gelangten mehr als 300 Gefangene in die rettenden Wälder. Etwa 60 jener Männer und Frauen schafften es, bis zum Kriegsende zu überleben.
Dieses Buch beschreibt anschaulich, basierend auf Interviews und in enger Zusammenarbeit mit 18 Überlebenden, die Flucht aus Sobibor: Ein Buch über den Mut und den erbitterten Willen zu Überleben, um der Welt zu erzählen, was hinter diesem Stacheldraht wirklich geschehen ist.
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