Shibboleth – My
Revolting Life.
Penny Rimbaud
Ventil Verlag 2005
Die Band Crass: Punk als Widerstand.
Das erste deutschsprachige Buch über die Pioniere der Punk-Bewegung
Die britischen Crass waren eine der wichtigsten und einflussreichsten Bands
der europäischen Punk- und Hardcore-Bewegung. Ihre vom Geist des Anarchismus
geprägten Texte und ihr Kampf gegen musikalischen Mainstream, Sexismus,
Tierversuche sowie die reaktionäre Politik der 1980er-Jahre trugen
maßgeblich zur Politisierung der Szene bei. Auch das collagehafte
Schwarzweiß-Layout ihrer Schallplatten war für die gesamte Bewegung
stilbildend.
Crass-Schlagzeuger Penny Rimbaud gibt in seiner spannenden Autobiographie
Einblick in den vom Ideal der absoluten Selbstverwaltung geprägten Alltag
dieser Ausnahmeband und in die bewegten Entstehungsjahre von Punk in
Großbritannien.
Doch "Shibboleth" ist mehr als nur eine Bandgeschichte. Es handelt in
poetischer, romanhafter Sprache vom Lebensweg eines Menschen, der sich nie
hat anpassen wollen, für den Rebellion gegen bestehende Verhältnisse noch
immer zur höchsten Form menschlichen Glücks gehört.
Aus dem Englischen übersetzt von Lisa Shoemaker.
Unheilige Allianzen -
Black Metal zwischen Satanismus, Heidentum und Neonazismus
Von Christian Dornbusch und Hans-Peter Killguss
UNRAST Verlag / Reihe Antifaschistischer Texte (rat) 2005
Im Schatten des Black-Metal-Mainstreams hat sich eine Underground-Szene aus
Bands, Fans
und Magazinen entwickelt, die sich zwischen Satanismus, Heidentum und
offener Glorifizierung des Nationalsozialismus bewegt. Die Anhänger eines
sozialdarwinistisch geprägten Satanismus beanspruchen als selbsternannte
›Elite‹ ein ›Recht des Stärkeren‹ und propagieren die Vernichtung all
dessen, was in ihren Augen schwach ist.
Um sich vom Christentum abzugrenzen, begeben sich andere Musiker auf die
spirituelle Suche nach ihren ›eigenen‹ Wurzeln. Sie erheben das germanische
Heidentum zur Heilsreligion, fordern ein Leben nach vermeintlichen Gesetzen
der Natur und die Vertreibung derer, die nicht ihren Vorstellungen
entsprechen. Obgleich von der Öffentlichkeit weniger beachtet, haben die
extrem rechten Bands des Genres unter dem Label NS-Black-Metal den
Schulterschluss mit ihren ›Brüdern im Geiste‹, den neonazistischen
Skinheads, längst vollzogen.
Die Autoren recherchieren seit einigen Jahren in der Szene. Sie beschreiben
die Entwicklungen des Black Metals und seiner Szene, analysieren die Motive
des Genres sowie ihre Verknüpfung mit der Ideenwelt der extremen Rechten und
benennen Bands und Akteure, die zum neonazistischen Untergrund in
Deutschland und Europa gehören.
WiderstandsBewegungen
– Antirassismus zwischen Alltag und Aktion
HerausgeberInnengruppe interface
Assoziation A 2005
Von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet wehren sich Menschen gegen
rassistische Verhältnisse – sie schließen sich in Heimen zusammen,
protestieren gegen schlechte Versorgung, gegen Schikane auf den Ämtern,
gegen Abschiebungen und Polizeigewalt. Sie bilden migrantische Netzwerke und
Kooperationen
mit anderen Gruppen und starten Kampagnen.
Das Buch zeigt die Bandbreite aktueller antirassistischer Aktionsformen und
Interventionsmöglichkeiten auf und richtet einen schlaglichtartigen Blick
auf die Geschichte antirassistischen Widerstands.
Die AktivistInnen kommen selbst zu Wort: Sie beschreiben die
gesellschaftlichen Bedingungen, die den antirassistischen Kampf notwendig
machen, und erläutern die sich daraus ergebenen politischen Handlungsräume.
So wird der Raum für eine Diskussion um Perspektiven des Antirassismus
eröffnet.
Das Buch ist ein Bewegungsbuch im besten Sinne. Es liefert nicht nur einen
Blick auf die Bewegungen, sondern kommt aus den Bewegungen selbst.
Mit Texten von agisra köln, amplitude, Anticolonial Africa Conference,
Antirassistische Initiative Berlin, Arbeitskreis Asyl Göttingen, Autonome
FluchthelferInnen, Flüchtlingsinitiative Brandenburg, Grenzcampvorbereitung,
Initiative gegen das Chipkartensystem, Kanak Attak, Kanak TV, Karawane für
die Rechte von Flüchtlingen und MigrantInnen, kein mensch ist illegal,
Naturfreundejugend Berlin, Respect, refugee emancipation project,
Rheinisches JournalistInnen Büro, Romane Aglonipe, The Voice Refugee Forum,
Umbruch Bildarchiv und vielen weiteren AktivistInnen.
Forces of Labor
Silver, Beverly J.
Assoziation A Frühjahr 2005
Arbeiterbewegungen und Globalisierung seit 1870 Aus dem Amerikanischen von
wildcat & friends Assoziation A - 2005 »Forces of Labor« ist der erste
umfassende Versuch, die Dynamiken und Muster des Klassenkonflikts auf dem
gesamten Globus zu untersuchen. Das Buch baut auf einem langfristig
angelegten Forschungsprojekt der World Labor Research Group auf. Beverly
Silver untersucht die Entwicklung und räumliche Verlagerung von
»Arbeiterunruhen« und Arbeiterkämpfen im Kontext der beiden großen
kapitalistischen Produktzyklen der Textil- und der Automobilindustrie.
Oftmals unsichtbare Verbindungen, ökonomische und (welt-)politische
Zusammenhänge zwischen einzelnen Kampfzyklen in verschiedenen Regionen
werden greifbar gemacht.
Silvers Erkenntnisinteresse gilt den gegenwärtigen Perspektiven der Kämpfe.
Sie hinterfragt gängige Thesen zum Stand der Globalisierung im
»Postfordismus« und zum »Verschwinden der Arbeiterklasse« auf der Grundlage
einer weltsystemgeschichtlichen Betrachtung, die wahrnimmt, dass Mobilität
und Flexibilität nicht nur Eigenschaften des Kapitals sind, sondern auch die
Kämpfe auszeichnen.
Im Zentrum stehen die »Arbeiterunruhen«, d.h. die Entwicklung proletarischer
Widerständigkeit. Arbeitermacht formiert sich im kapitalistischen
Produktionsprozess auf unterschiedliche Weise. Jeder Kampf kennt seine
Bedingungen, seinen möglichen Einsatz, seine politischen Optionen. Silver
zeichnet die ungleichzeitigen Konjunkturen, Ausweitungen und Schwächungen
der Kämpfe um und gegen die Arbeit im Kapitalismus weltweit nach. Damit wird
zum ersten Mal ein materiell fundiertes Bild einer »Weltarbeiterklasse«
sichtbar, die sich nicht auf die Geschichte der organisierten
Arbeiterbewegungen reduzieren lässt. Frei von revolutionstheoretischem
Jargon schafft »Forces of Labor« einen neuen Ausgangspunkt für die Debatte
über die Zukunft des Kapitalismus.
»Ein großartiger Beitrag zu den aktuellen Debatten um die Politik des
Widerspruchs« (Saskia Sassen). Beverly J. Silver, geb. 1957, wuchs in den
sechziger Jahren in Detroit auf und politisierte sich dort in einer Zeit von
radikalen Arbeiterkämpfe in den Autofabriken. Unter anderem war sie damals
in der United Farm Workers und in der Chile-Solidarität aktiv. In den
achtziger Jahren studierte sie an der Universität Binghamton (New York) und
gründete dort mit anderen die World Labor Group am Fernand Braudel Center.
In ihrer Dissertation und vielen weiteren Artikeln wertete sie die von der
WLG erfassten Daten aus und setzte die Datensammlung fort. Mit „Forces of
Labor“ hat sie 2003 eine umfassende theoretische Interpretation der Befunde
zur Arbeiterunruhe im Weltsystem vorgelegt. 1999 veröffentlichte sie
zusammen mit Giovanni Arrighi den Band „Chaos and Governance in the Modern
World System“, der die letzten drei hegemonialen Zyklen im Weltsystem auf
verschiedenen Ebenen untersucht. Seit 1992 ist sie Professorin für
Soziologie an der Johns-Hopkins-University in Baltimore. Ihr Buch „Forces of
Labor“ erhielt 2005 den „Distinguished Scholarly Publication Award of the
American Sociological Association“.Anfang 2005 erschien eine spanische
Übersetzung, eine portugiesische ist im Druck und Ausgaben in Koreanisch und
Chinesisch sind geplant.
Den Himmel stürmen
Eine Theoriegeschichte des Operaismus
Von Steve Wright
Assoziation A Frühjahr 2005
Aus dem Englischen von Dirk Hauer, Felix Kurz, Marion Liebhold, Lars Stubbe
Assoziation A 2005
»Den Himmel stürmen« ist die erste umfassende
Darstellung der Theorie des Operaismus von ihren Anfängen in der
antistalinistischen Linken Italiens in den späten 50ern bis zu ihrer
Blütezeit während der Arbeiterkämpfe der 70er Jahre.
Es ist ein Buch über die Entwicklung eines theoretischen wie praktischen
Konzepts, das vor allem durch eine genaue Analyse des kapitalistischen
Fabrikalltags und des realen Verhaltens der Arbeiterinnen und Arbeiter
gewonnen wurde.
Die beherrschenden Fragen des Operaismus lauteten: Wie ist es um die
»Klasse« und den »Kampf« der Arbeitenden in Wirklichkeit bestellt? Welche
technologischen und sozialen Formen der Herrschaft dominieren die Arbeit im
industriellen Kapitalismus? Welche subjektiven Bedürfnisse und Widerstände
entwickeln die Arbeiter und Arbeiterinnen gegenüber den Verhältnissen, denen
sie ausgesetzt sind? Und: Welche Rolle spielen Gewerkschaften und Parteien
für eine kämpfende, kommunistische Arbeiterinnenbewegung?
Der kritische Blick des Operaismus auf den Einsatz von Technologie und
Maschinerie als Kontrollinstrument des Kapitals ermöglichte eine
Technikkritik »von unten«, lange bevor es überhaupt eine ökologische
Bewegung gab.
In Deutschland hat der Operaismus vor allem als Ansatz für die Neubestimmung
von Klassengeschichtsschreibung eine Rolle gespielt. Im Zuge der anhaltend
kontroversen Debatte um »Empire« gibt es ein neues Interesse am Operaismus,
und in jüngster Zeit wird er auch von Intellektuellen mit migrantischem
Hintergrund für eine Geschichte der Arbeitsmigration und der Kämpfe von
MigrantInnen in Deutschland wiederentdeckt.
Steve Wright, geb. 1958, war Anfang der achtziger Jahre in der australischen
Anti-Atomkraft-Bewegung und später als Gewerkschaftsdelegierter im
öffentlichen Dienst aktiv. In den neunziger Jahren beteiligte er sich an
Netzwerken, die um die zapatistische Bewegung herum entstanden und
engagierte sich in den IWW (Australien). Er ist Mitglied einiger
Zeitschriftenredaktionen wie Thesis Eleven, Vis-à-vis and Rank & File News.
Er unterrichtet Informationsmanagement an der Fakultät für
Informationstechnologie an der Monash University. Sein Buch „Den Himmel
stürmen“ basiert auf seiner Dissertation von 1988, die er angesichts des neu
geweckten Interesses für den Operaismus für die Buchausgabe von 2002
gründlich überarbeitet hat. Zur Zeit forscht er weiter zur Bedeutung der
Erfahrungen in Italien während der fünfziger bis achtziger Jahre, er
beteiligt sich an den Debatten um soziale Software und setzt sich kritisch
mit der Frage der „immateriellen Arbeit“ auseinander.
Militärrituale - Analyse und
Kritik eines Herrschaftsinstruments
Markus Euskirchen
PapyRossa Verlag - 2005
Warum und wozu gibt es Militärrituale und wie funktionieren sie? Am Beispiel
der Bundeswehr werden die verschiedenen Formen militärischer Rituale
dargestellt und typologisiert: das Gelöbnis als Initiationsritual, mit einem
Exkurs zur Rolle der Kirche; Staatsempfänge als Imponierrituale; Wache und
Staatsbegräbnis als Ehren- und Trauerrituale; Kranzniederlegungen als
Erinnerungs- und Gedenkrituale; Großer Zapfenstreich als ritualisierter
Militärauftritt, mit einem Exkurs zum Wachbataillon als Spezialtruppe.
Derlei Rituale verweisen auf die ultima ratio staatlich-politischer Logik
und schaffen Akzeptanz für die Anwendung militärisch organisierter Gewalt.
Abschließend wird die vielgestaltige Protestbewegung gegen öffentliche
Militärauftritte betrachtet.
„Und dann kommst du
dahin an einem schönen Sommertag“ - Die Frauen von Ravensbrück
Von Loretta Walz
Kunstmann Verlag 2005
Ravensbrück war das größte Frauen-Konzentrationslager der NS-Geschichte.
1980 hat Loretta Walz begonnen, Überlebende in Videointerviews zu befragen
und sich dabei für das »ganze Leben« der Frauen interessiert: wie sie
aufgewachsen, wie sie zum Widerstand, ins KZ gekommen sind, wie sie
überleben konnten und ihre Erfahrungen ihr weiteres Leben beeinflussten. Die
Frauen berichten von grausamer Erniedrigung und unmenschlicher Arbeit, von
medizinischen Experimenten und Zwangssterilisationen, dem Krankenrevier, in
dem noch 1944 Kinder geboren wurden, aber auch von ungebrochener Solidarität
und Tapferkeit, von kluger Sabotage und heimlicher Hilfsbereitschaft. In den
Stimmen der Frauen aus 15 west- und osteuropäischen Ländern wird die
Geschichte des Konzentrationslagers, von Widerstand und Verfolgung aus
weiblicher Sicht lebendig. Mit ihrer behutsamen und sehr persönlichen
Annäherung bahnt Loretta Walz zugleich dem Umgang mit Erinnerung neue Wege.
Berliner Verhältnisse
– Unterschichtenroman
Raul Zelik
Verlag Blumenbar, 2005
Der Roman erzählt eine wirklich komische Geschichte über die neuen
Verhältnisse nicht nur in Berlin: Arbeit auf dem Bau, illegale Migration,
Solidarität, Outsourcing, Kinderkriegen, Lärm, schwule Scheinehe, sich
ändernde Identitäten.
Mario ist Anfang dreißig und lebt mehr oder weniger zufrieden in einer WG in
Berlin. Bis die ehemaligen Nachbarn wieder da sind: wohnungslose rumänische
Bauarbeiter vom Potsdamer Platz, die vergeblich auf ihre Löhne warten.
Immerhin genießen sie bis auf weiteres Asylrecht in der WG-Küche. Doch weil
Mario die fettigen Pfannengerichte und das >Kusturica-Geklimper< aus dem
Radio bald nicht mehr erträgt, faßt er mit seinen Mitbewohnern einen
Entschluss. Sie werden den Freunden zur Seite springen – und die Löhne für
sie eintreiben. So wird aus der liebenswert-chaotischen WG bald ein
gefürchtetes Inkasso-Unternehmen für Einsätze aller Art. Und Mario, der
plötzlich feststellen muss, dass er nicht mehr so jung ist, wie er sich
gerne fühlen würde, scheint sein Herz an die unkonventionelle
Ladenbesitzerin Melek zu verlieren.
Raul Zeliks neuer Roman ist nicht nur eine höchst unterhaltsame Geschichte
über Liebe und Anarchie, Geld und Glück. Sondern auch ein scharfes Portrait
der Berliner Republik von unten.
TheBlackBook - Deutschlands
Häutungen
IKO 2005
Es ist das Ergebnis einer Kooperation zwischen dem AntiDiskriminierungsBüro
(ADB) Köln von Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V. und den cyberNomads (nbN),
der Multimedia Agentur für transkulturelle Konzepte aus Berlin.
Durch die Kombination von Theorie und Praxis wird Unbewusstes bewusst
gemacht, strukturelle Wirkungsmechanismen von Rassismus und Diskriminierung
aufgedeckt und Strategien für die Stärkung des Selbstbewusstseins und der
Selbstbestimmtheit von Betroffnen darzustellen. Das Buch versammelt Essays,
wissenschaftliche Analysen und persönliche oder politische
Erfahrungsberichte von AutorInnen mit unterschiedlichem Hintergrund.
In der Veranstaltung wird aus der Vielfältigkeit der im Buch zu findenden
Beiträge vor allem auf die Geschichte und Gegenwart von Schwarzer
Organisierung in Deutschland und gegenwärtige kulturelle Widerstandsformen
fokussiert.
»Unsere Opfer
zählen nicht« Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg
Hrg. von Recherche International e.V.
Assoziation A - 2005
Ihre Kriegseinsätze kommen in den Geschichtsbüchern nicht vor, und ihre
Gefallenen sind nirgends aufgelistet. An ihre Opfer erinnert kaum ein
Monument und an den Bombenterror in ihren Städten keine Fernsehserie. Die
meisten ihrer Zwangsarbeiter erhalten keine Entschädigung und die meisten
ihrer Veteranen keine Kriegsrente.
So hoch der Preis auch war, den die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg zahlte,
so konsequent wurde er seitdem vergessen und verleugnet.
Millionen Soldaten aus Afrika, Asien, Südamerika und Ozeanien kämpften und
starben in diesem Krieg, den der deutsche und der italienische Faschismus
sowie der japanische Großmachtwahn verursacht haben. In Abessinien standen
sich Afrikaner auf beiden Seiten der Front gegenüber, in Burma kämpften
hunderttausend Soldaten aus West- und Südafrika gegen die japanischen
Streitkräfte, in Frankreich Zehntausende Inder gegen die Wehrmacht.
Brasilianer kamen in Italien zum Einsatz, Koreaner im Südpazifik. Von China
über Vietnam bis nach Indonesien und den Philippinen operierten einheimische
Guerillatruppen gegen die alten Kolonialherren und die neuen Besatzer.
Viele Länder der Dritten Welt wurden zu Schlachtfeldern, andere lieferten
Rohstoffe für die Kriegsproduktion. Millionen Menschen dienten den Krieg
führenden Streitkräften als Lastenschlepper und Bauarbeiter, Pfadfinder und
Küstenwächter, Aufklärer hinter feindlichen Linien und Bergungstrupps für
verwundete Soldaten. Hunderttausende Frauen wurden Opfer sexueller Gewalt.
Allein die Japaner verschleppten 200.000 Filipinas und Koreanerinnen in ihre
Militärbordelle.
Die Hilfstruppen und Hilfsarbeiter aus der »Dritten« Welt wurden schlechter
entlohnt, verpflegt, untergebracht und behandelt als ihre »Kameraden« aus
der »Ersten«. Streiks und Revolten gegen diese Ungleichbehandlung wurden mit
brutaler Gewalt niedergeschlagen.
Allerdings war die Dritte Welt nicht bloß Opfer in diesem Krieg.
Antikoloniale Bewegungen im Nahen Osten (von Ägypten über Palästina bis in
den Irak und den Iran) und in Asien (von Indien und Burma bis Thailand und
Indonesien) sympathisierten mit den faschistischen Mächten und stellten
Hunderttausende Freiwillige für deren Krieg. 3000 Rekruten der von den Nazis
ausgehobenen „Indischen Legion“ ließen sich 1944 sogar in die Waffen-SS
eingliedern und verübten Massaker an der französischen Zivilbevölkerung.
Auch davon berichtet dieses Buch.
Auf der Basis langjähriger Recherchen der AutorInnen in über dreißig Ländern
Afrikas, Asiens und Ozeaniens werden die Folgen des Zweiten Weltkrieges für
die Dritte Welt in diesem Buch erstmals aus Sicht von Betroffenen
beschrieben.
Das Standardwerk zu einem bisher vernachlässigten Thema!
Platz 1 auf der Sachbuch - Bestenliste des Monats Juli 2005
Die Ratten betreten das
sinkende Schiff - Das absurde Leben des Leo Reuss
Gwendolyn von Ambesser:
Mit einem Vorwort von Mario Adorf
Verlag Edition AV - 2005
In den Dreißigerjahren emigrierte der bekannte Berliner Schauspieler Leo
Reuss nach Wien. Seine Hoffnungen dort Arbeit zu finden, zerschlugen sich,
denn auch dort hatte man wenig Interesse an jüdischen Emigranten. Reuss
verschwand und es hieß, er sei nach Amerika gegangen. Ein paar Monate später
tauchte ein vollbärtiger blonder Gebirgsbauer auf, der unbedingt zum Theater
wollte: Der Mann war sehr begabt und natürlich für die Wiener
Theaterdirektoren viel „interessanter“ als die emigrierten richtigen
Schauspieler…In diesem Buch wird nicht nur die absurde Emigrationsgeschichte
von Leo Reuss erzählt, sondern auch das Verhalten vieler seiner Wiener und
Berliner Kollegen ausführlich und offen geschildert. Es wird ein liebevoll-
bissiger Blick auf den Theateralltag und die Mentalität von Schauspielern
geworfen. Und auf ihr Verhalten im Dritten Reich, der Zweiten Republik, der
Emigration und bei der Rückkehr … Und natürlich gab es auch unter den
Theaterleuten viele, die sich anständig und genauso viele, die sich
schrecklich verhielten.
Nach der Lektüre dieses interessanten und amüsanten Buches, das sich nicht
scheut Namen zu nennen, wird vielleicht auch gut informierten Lesern einiges
Altbekannte in einem neuen Licht erscheinen.
"Ich bin sicher, dieses Buch kann den Leser nicht gleichgültig sein, es wird
ihn rühren, es wird ihn staunen und auch schmunzeln."
Mario Adorf
„In meiner Geschichte wollte ich das unterschiedliche Verhalten der Menschen
während der Zeit des Hitler-Regimes am Beispiel verschiedener Theaterleute
im Deutschen Reich und in den Emigrationsländern, (zu denen bis März 1938
auch Österreich gehörte), aufzeichnen. Hierbei war die Emigration des
Schauspielers Leo Reuss ein geradezu exemplarisches, wenn auch extremes
Beispiel und ist somit Dreh- und Angelpunkt des Buches. Doch sollte man über
seine Geschichte nicht den Blick auf die anderen vernachlässigen.“
Aus dem Vorwort der Autorin Gwendolyn von Ambesser
Mission Klassenzimmer
- Zum Einfluss von Religion und Esoterik auf Bildung & Erziehung
FDA (Hrsg.) Forum Demokratischer AtheistInnen (Hrsg.)
Alibri Verlag 2005
Im Zuge von Liberalisierung und Privatisierung im Dienstleistungssektor
gewinnen private Bildungseinrichtungen zunehmend an Bedeutung. Vor diesem
Hintergrund setzt sich der Sammelband mit religiöser Erziehung und ihren
Folgen auseinander. Die wachsenden „Marktanteile“ ideologisch motivierter
Anbieter im Schulbereich erscheinen so als ein Aspekt des neoliberalen
Umbaus der Gesellschaft.
Indem drei der einschlägigen Erziehungsangebote – christliche
Wertevermittlung, Waldorf- und Montessori-Pädagogik – eingehender untersucht
werden, bietet das Buch auch eine wichtige Orientierungshilfe für alle
Eltern, die erwägen, ihre Kinder auf eine private Schule zu geben.
Aus dem Inhalt: Ist christliche Erziehung heute noch verantwortbar? (Franz
Buggle) * Die Montessori-Pädagogik und ihre weltanschaulichen Grundlagen
(Wolfgang Proske) * Curriculum und Karma – Das anthroposophische
Erziehungsmodell Rudolf Steiners (Klaus Prange) * Der neue Mensch des New
Age: Im Einklang mit Volk und Vaterland (Claudia Barth) * Jugend und
Okkultismus – Ergebnisse einer Jugendstudie am Beispiel Trier ( Waldemar
Vogelgesang / Frank Welker) u.v.m.
Weißsein im
Widerspruch – Feministische Perspektiven auf Rassismus, Weiße
Privilegien und Widerstand
Eske Wollrad
Ulrike Helmer Verlag - 2005
Weißsein ist norm/al und damit nicht erwähnenswert, und es bestimmt sich
darüber, was es nicht ist: nicht exotisch, nicht „farbig“, nicht
ausländisch. In Weißen bundesdeutschen feministischen und antirassistischen
Kontexten blieb Weißsein als Nichts lange unhinterfragt oder ein Zeichen
ohne Inhalt. Heute wird jedoch Weißsein als gesellschaftliches Konstrukt,
abhängig von und unauflöslich verwoben mit Konstruktionen von Schwarzsein in
verschiedenen Öffentlichkeiten zunehmend problematisiert.
Eske Wollrad fragt in ihrem Vortrag aus Weißer feministischer Perspektive
danach, wie sich in Ansätzen des Weißen Feminismus sowie Antirassismus Weiße
Privilegierung spiegelt. Schließlich geht sie auf typisch Weiße Muster in
antirassistischer Bündnisarbeit ein, die effektiven Widerstand erschweren
bzw. verhindern.
short bio:
Eske Wollrad ist feministische Theologin und arbeitet als wissenschaftliche
Mitarbeiterin am Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und
Geschlechterforschung an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Sie
promovierte zu afrikanisch amerikanischer feministischer Theologie, forscht
zu Rassismus, den Critical Whiteness Studies, Weißsein und Postkolonialismus
und hielt zahlreiche Vorträge in Europa und den Americas. Ihr zweites Buch
„Weißsein im Widerspruch. Feministische Perspektiven auf Rassismus, Kultur
und Religion“ erschien im Frühjahr 2005.
Anarchismus in der
Postmoderne
Jürgen Mümken (Hrsg:)
Beiträge zur anarchistischen Theorie und Praxis
Mit Beiträgen von Ralf Burnicki, Torsten Bewernitz, Olaf Kaltmeier, Jens
Kastner, Jürgen Mümken und Bernd-Udo Rinas
Verlag Edition AV
Der vorliegende Sammelband setzt sich mit Teilaspekten der anarchistischen
Diskurse mit und in der Postmoderne auseinander. Postmoderne –
Globalisierung – Neoliberalismus haben die gesellschaftlichen Realitäten und
deren Wahrnehmung verändert, so dass einige der Voraussetzungen des
klassischen Anarchismus überholt sind und in Frage gestellt werden müssen.
Der Staat, das Kapital, das Patriarchat usw. haben ihr Gesicht verändert.
Begriffe wie Freiheit und Autonomie stehen im Zentrum der neoliberalen
Herrschaft. Das Vokabular der Moderne reicht zur Analyse und Kritik
gegenwärtiger Gesellschaften nicht mehr aus, denn veränderte Verhältnisse
verlangen eine neue Sichtweise. Die Aufgabe anarchistischer Kritik ist es,
einen Diskurs über die Krise zu entwickeln, der nicht symmetrisch zum
herrschenden Diskurs verläuft.
In dem ersten Beitrag Anarchismus in der Postmoderne stellt Jürgen Mümken,
das Verhältnis des Anarchismus zur Moderne und Postmoderne dar. Der
klassi-sche Anarchismus orientiert sich stark an die Moderne, die
Postmoderne hat die gegenwärtigen Gesellschaften und die Sichtweise auf
diese verändert. Eine anarchistische Theorie muss diesen Prozess
reflektieren. Der von Mümken vorgestellte Postanarchismus ist eine mögliche
Form der Reflektion und der Weiterentwicklung anarchistischer Theorie und
Praxis. Das Subjekt, die Macht und andere Felder werden mit Hilfe
poststrukturalistischer Theorie im Anarchismus neu gedacht.
Mit dem anarchistischen Staatsverständnis unter neoliberalen Bedingungen
beschäftigt sich Jens Kastner in seinem Beitrag Autorität, Verhältnis,
Effekt gegen Repräsentation und Gewaltmonopol, denn auch Angesichts der
neoliberalen Umstrukturierungen bleibt der Staat ein entscheidender Akteur
des politischen Feldes. Kastner stellt das Staatsverständnis der klassischen
Anarchisten Bakunin und Landauer vor, um sich dann Foucault, Agamben und
Boltanski/Chiapello zu zuwenden. Bei Foucault steht der Staat als Effekt von
Machtverhältnisses im Zentrum und bei Agamben der Ausnahmezustand als
Antwort der Staatsgewalt auf die aktuelle Krisensituation.
Boltanski/Chiapello beschreiben die Ver- und Anwendung zentraler Vokabeln
wie Selbstverwaltung eines ehemals libertären Milieus im herrschenden
Diskurs des Neoliberalismus. Kastner konstruiert entlang der Kritik am
Gewaltmonopol sowie der Repräsentationskritik eine Linie vom klassischen
Anarchismus zur postmodernen Theorie.
In Anarchismus, Neoliberalismus und Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat
geht Jürgen Mümken der Differenz zwischen einem anarchistischen und
neoliberalen Freiheitsbegriff nach. Indem der Neoliberalismus prinzipiell
alles den gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen überlässt, suggeriert er
neue Frei-heiten. Der ökonomische Nutzen definiert die neoliberale Freiheit.
Der Beitrag zeigt auf, dass die neoliberale antistaatliche Rhetorik nichts
mit einer anarchisti-schen Antistaatlichkeit und Freiheitskonzeption zu tun
hat.
Auch in einer nichtstaatlichen Gesellschaft müssen Entscheidungen getroffen
werden. So stellt Ralf Burnicki in Anarchismus und Konsens den Konsens als
ein Entscheidungsbeispiel für eine herrschaftslose „postmodernitäre“
Gesellschaft vor. Eine anarchistische Entscheidungstheorie opponiert gegen
die Formen der politischen Repräsentation und gegen das Mehrheitsprinzip
gegenwärtiger Demokratien. Für Burnicki verkörpert das neo-anarchistische
Konsensprinzip die Aussicht auf ein Entscheidungsmodell, das in klassische
Revolutionsbestrebun-gen des Anarchismus integriert werden kann als ein
ideales Entscheidungsmodell einer künftigen Gesellschaft der Freien
(Heterogenen) und Gleichberechtigten.
In einem weiteren Beitrag befasst sich Torsten Bewernitz mit den Problemen
des Klassenkampfes in der Postmoderne aus einer anarchosyndikalistischen
Perspektive. Die Differenz zwischen anarchosyndikalistischen und
postmodernen Ansätzen scheint in der von den anarchosyndikalistischen
Gewerkschaften und Gewerkschaftsinitiativen betriebenen Identitätspolitik
bzgl. der Klassen zu liegen, die einem postmodernen identitätskritischen
Ansatz entgegenzustehen scheint. Bewernitz zeigt in seinem Beitrag, dass
dies nicht so sein muss. Ausgehend von dem Verständnis von Klassen bei Marx,
Bourdieu und im Anarchosyndikalismus geht er der Frage nach, ob es noch
Klassen in der Postmoderne gibt, dabei wird das Problem von Klasse und
Identität nicht ausgeblendet. Die Theorien von Foucault, Gramsci, Derrida
und Butler sind weitere Bezugspunkte bei der Beschäfti-gung mit den
Problemen der Klasse und des Klassenkampfes.
Am Beispiel der Mapuche-Bewegung in Chile zeigt Olaf Kaltmeier in Auf Suche
nach der Anarchie eine poststrukturalistische Perspektive auf
herrschaftsfreie Gesellschaften und widerständige Gemeinschaften. Dabei ist
sich Kaltmeier der Problematik bewusst, dass auch libertäre Ansätze nicht
davor gefeit sind, fremde Gesellschaften einfach als ein herrschaftsfreies
Fundstück vorzuführen, ohne den problematischen eigenen Status zu
thematisieren. Ihm geht es um die Betrachtung verschiedener Ansätze zum
Umgang mit „herrschaftsfreien Gesellschaften“. Illustriert hat er es am
Beispiel der Mapuche in Chile. Die Bedeutung des Anderen im Anarchismus
gehört zu dieser Fragestellung.
Mit dem Zapatismus am 1. Januar 1994 hat ein neues „Gespenst“ die Weltbühne
betreten. In Karl Marx und andere Gespenster oder: Eine Neue Internationale
der Hoffnung geht Torsten Bewernitz der Frage nach, ob der
Dekonstruktivismus die dem Zapatismus angemessene Theorie ist, dabei bezieht
er sich auf „Marx’ Gespenster“ von Jacques Derrida. In diesem Buch nennte
Derrida drei Gründe, Marx neu zu lesen: die Neue Internationale, der
Messianismus und eine radikale Kritik. Und diese neue Lektüre Marx’ mit
Derrida führt, laut Bewernitz, direkt zu den zapatistischen Grundgedanken
der EZLN, wenn wir anarchistische Grundgedanken wie die Antistaatlichkeit
mitdenken.
Im letzten Beitrag Postmoderne – Veganismus – Anarchismus geht Bernd-Udo
Rinas der Frage nach einem nicht-anthropozentrischen, postmodernen und
dekonstruktiven Anarchismus nach. Er will damit eine notwendig erscheinende
Debatte über ein zeitgemäßes anarchistisches Selbstverständnis eröffnen.
Anarchistische Gesellschaftskritik kann demnach nur dann zeitgemäß und
fortschrittlich sein, wenn sich der eigene theoretische Standpunkt in
gleichem Maße hinterfragt und postmodern dekonstruiert wird. Deshalb müssen
in der Folge bisher gültige anarchistische Grundaussagen durchaus in Frage
gestellt werden. Der Beitrag von Rinas möchte einen Gedankenbaustein für
eine mögliche Diskussion liefern, in der deutlich wird, welches theoretische
Potential der Anarchismus besitzt, aber auch, von welchem Teil er sich
trennen müsste, wenn er sich als Gegenkraft behaupten will. Es geht Rinas um
Verknüpfungspunkte zwischen Veganismus, Postmoderne und Anarchismus, da für
ihn im Veganismus erste Verwirklichungsschritte eines postmodernen
Anarchismus angedeutet werden.
Diese Beiträge sollen dazu Beitragen die Diskussion über eine Aktualisierung
anarchistischer Theorie und Praxis voranzutreiben. Den Autoren ist bewusst,
das die Beiträge im Buch nicht alle notwendigen Bereiche abdecken, es fehlt
zum Beispiel eine anarchafeministische Auseinandersetzung mit dem
Postfeminismus in Anschluss an Judith Butler. Diese und andere Themen können
und müssen aufgegriffen und somit theoretische Lücken geschlossen werden.
Der Schmerz des Wissens
Yair Auron
Verlag Edition AV
Die Holocaust- und Genozid-Problematik im Unterricht
Die Verletzung der Menschenrechte und Gleichgültigkeit angesichts des Leids
anderer gefährdet die menschliche Gesellschaft. Der Holocaust ist der
extremste Fall einer solchen Verletzung und zweifelsohne das äußerste
moralische Versagen, das die Menschheit sich hat zu Schulden kommen lassen.
Eine Auseinandersetzung sowohl mit dem Holocaust im Besonderen als auch mit
Genozid im Allgemeinen dürfte wohl zum Verständnis der Wichtigkeit
humanistischer und demokratischer Werte überhaupt beitragen. Sie könnte auch
das Rüstzeug liefern, das wir dazu brauchen, moralisch zu urteilen. Deshalb
sind Holocaust- und Genozidstudien zu einem festen Bestandteil der Lehrpläne
in Schulen in Amerika und anderen Ländern geworden. Dieses Buch fragt
danach, wie die moralischen Lehren, die sich aus derartigen historischen
Vorkommnissen ergeben, in Schulen am besten vermittelt werden können.
Der Schmerz des Wissens befasst sich nicht mit historischen Ereignissen,
vielmehr setzt das Buch sich damit auseinander, was und wie man aus diesen
Ereignissen und ihrer Bedeutung lernen kann. Es bietet eine kritische
Analyse der Dilemmata, welche die Holocaust- und Genozidthematik in der
Pädagogik mit sich bringen. Wunsch des Verfassers war es, den Leser mit
unterschiedlichen Meinungen über die Lehre der Thematik vertraut zu machen,
Meinungen, die sich mitunter gegenseitig ausschließen, in anderen Fällen
ergänzen. Wenn das Buch Leser dazu ermutigt, die Fragen aus einem breiten
Blickwinkel zu betrachten, ist das Ziel erreicht.
Untersucht werden darin so unterschiedliche Themen wie die Art und Weise wie
sich das kollektive Gedächtnis in Gesellschaften herauskristallisiert;
historisch bedingte Veränderungen in der Lehre über den Holocaust in Israel
während verschiedener Zeitabschnitte; erzieherische Aspekte des Gedenktags
für die Märtyrer und Helden des Holocaust; Klassenfahrten israelischer
Jugendlicher zu Stätten des Holocaust in Polen; Einstellung
jüdisch-israelischer und arabisch-israelischer Jugendlicher zum Holocaust;
schulische Aufklärung über den Holocaust weltweit; Thematisierung des
Genozids in Schulen in Israel und anderen Ländern.
Der Autor
Yair Auron ist Professor an der Open University of Israel und der Kibbuzim
College of Education. Er schrieb zahlreiche Artikel und Bücher über Genozid
und Judaismus heute, darunter: Jewish-Israeli Identity und We are all German
Jews: Jewish Radicals in France during the Sixties and Seventies.
Im Glashaus der Zeitgeschichte
Fred Kautz
Verlag Edition AV
Von der Suche der Deutschen nach einer passenden Vergangenheit
Ob sie für die ungeheuerlichen Verbrechen des NS-Regimes ausschließlich
Hitler, Himmerl, Heydrich und andere Top-Nazis verantwortlich machte oder
ein nationalsozialistischen Völkermord als das Ergebnis eines kumulativen
und ungeplanten Prozesses kollektiver Entscheidungen darstellte, stets hat
die deutsche akademische Zeitgeschichte sich davor gehütet, die
beunruhigende Vergangenheit zu nahe an sich herankommen zu lassen. Dabei
liegt das "Dritte Reich" und die Bundesrepublik sehr nahe beieinander, wenn
man sich auf die mentaloitätsgeschichtliche Ebenee der gemeinsamen Gefühle,
der Denkgewohnheiten und der alltäglichen Ausdrucksformen und Praktikern
begibt.
Fred Kautz
Die Holocaust-Forschung im Sperrfeuer der Flakhelfer -
Vom befangenen Blick deutscher Historiker aus der Kriegsgeneration
Die Analyse des gescheiterten Dialogs zwischen Daniel Jonah Goldhagen, dem
jüdischen Wissenschaftler und Autor des Buches Hitlers willige Vollstrecker
und der etablierten deutschen Historikerzunft. Fred Kautz kritisiert die in
Deutschland vorherrschende antiindividualistische Historische
Sozialwissenschaft, die Goldhagens Bestseller in Grund und Boden verdammte.
Kautz wagt die These, dass deren Protagonisten auf Goldhagens Buch nicht als
Spezialisten - also Historiker -, sondern als Deutsche reagiert haben, deren
Biographien in unterschiedlich starker Ausprägung mit dem
Nationalsozialismus verbunden sind.
Gerade die Intensität des emotionalen Engagements macht für Kautz die
Qualität Goldhagens aus und auch der Autor plädiert seinerseits für die
Erschütterung als Antriebskraft der Historiographie.
Harry Redner in The Australia/Israel Review :
"Es fällt Kautz nicht schwer, zu zeigen, wie albern die
selbstbeweichräuchernde Fliegenbeinzählerei ist, mit der die deutschen
Fachhistoriker Goldhagen zu Leibe rücken. Er prangert an, wie das deutsche
Bildungswesen einen jeden maßregelt und bestraft, der einen Weg geht, der
denen, die das Sagen haben, missfällt, und wie viele ehemalige Nasziss es
bis vor kurzen noch unter diesen gegeben hat".
Abschiet
Stefan Mozza
Verlag Edition AV
Irgendwann in den 80-ern saß unsere gemischte Bezugsgruppe im besetzten
Haus, im Hüttendorf oder Widerstandscamp. Viele Bierchen, ergänzt durch
Balkonernte. Am Anfang thematisch immer die Action vom Tage, im Hintergrund
„Béruier Noir“ und „Danielle Dax“. Wabernde Gespräche. Irgendwann: Wenn ich
nur noch kurze Zeit zu leben hätte, wie würde ich meinen Abschied gestalten?
Pubertäre (Männer-) Fantasien. Lachten wir, später. Bis eines Tages das
Telefon klingelte. „Hey Max.“ Im Radio lief „Enough is enough“.
Die Stefan Mozza blickt zurück, im Wissen, dass es viele Stapel Bücher
braucht, um Barrikaden zu bauen. Weswegen wir Kunst als Spektakel sehen, vom
Leben erlöst, daher situativ auf andere Waren, Müllcontainer und Baustellen
zugreifend.
Füchse der Ramblas -
Historischer Roman
Oliver Steinke
Verlag Edition AV
Die fünfziger Jahre in Barcelona: Wie Mehltau liegt die Diktatur General
Francos über der Stadt. Eine Sondereinheit der Guardia Civil, zu der die
Polizisten Juliano und Aragón gehören, verrichtet ihren Dienst mehr schlecht
als recht, als im Barrio Chino die Prostituierte Rosa Pares ermordet wird.
Der Polizeioffizier Varela will keine Untersuchungen, aber die beiden
Zivilfahnder lässt das Verbrechen nicht los. In der miefigen Atmosphäre
einer Diktatur, in der Sex und Liebe außerhalb der Ehe verfolgt werden,
beginnen beide den Mörder zu suchen und stoßen dabei auch auf die verdrängte
Vergangenheit einer sozialen Revolution, die im Spätsommer 1936 die Stadt
zur Kommune machte. Eine Vergangenheit, die immer noch weiterzuleben
scheint. Jetzt, zwanzig Jahre später, kehrt der in der Nachkriegszeit zur
Legende gewordene Widerstandskämpfer Francisco Sabaté aus dem Exil zurück in
eine Welt, in der Arbeiterinnen und Arbeiter Freiheit höchstens noch bei den
Spielen des FC Barcelona finden. Die anarchistische Stadtguerilla unter
Führung des „Fuchses“, wie Sabaté genannt wird, bedroht die bestehende
Ordnung, stört die Friedhofsruhe in Franco Spanien. Die Wege der Polizisten
Juliano und Aragón und der des vierschrötigen Anarchisten Sabaté kreuzen
sich.
„Denn Hoffnungen sind Sternenschiffe, die von weißen Tauben in den
Nachthimmel gezogen werden. Aber der Drache verschlang sie alle, die Schiffe
und die Vögel und die, die er übrig ließ, erschütterte er mit seinen
mächtigen Schwingen, so dass sie taumelten und schließlich abstürzten.
Juliano selbst war wie ein Habicht, der am leergefegten Himmel verlassen
seine Kreise zog.“
Die Erinnerung der
Besiegten
Halfbrodt
Verlag Edition AV
Die Straßenfeger
von Teheran
Ralf Burnicki
Lyrik aus dem Iran
Zweisprachige Ausgabe - deutsch/persisch
persische Übersetzung von Maryam Sharif
Verlag Edition AV
Bildhafte Gedichte, die in Teheran und Shiraz während einer Iranreise im
Februar 2003 (kurz vor dem Irak-Krieg) entstanden. Lyrik über den Teheraner
Straßenverkehr, die Metro, über die Haushälterin Ghohar, über die
Gesetzlosigkeit von Gewürzen und das bunte Leben in einer Gesellschaft, die
sich durch keine Regierung auf eine einseitige Formel bringen lässt.
»Eine charmante, warmherzige Liebeserklärung an die Menschen im Iran, ein
Bekenntnis an die grenzsprengende Kraft der Poesie, dessen Lektüre unbedingt
zu empfehlen ist« (GWR).
"Was ist Syndikalismus"
Die Arbeiterbörsen des Syndikalismus
Studienkommission der Berliner Arbeiterbörsen / Franz Barwich (1923)
Mit Texten von Franz Gampe, Fritz Kater, Augustin Souchy u.a.
mit einer Einleitung von Helge Döhring
Verlag Edition AV
"Ein Plan zur Organisierung der Arbeitervörse ist also gleichzeizig ein Plan
für die Durchführung der sozialen Revolution. Es kommt dahe der Idee dieser
kleinen Schrift eine tiefgehende Bedeutung zu. Neben Ratschlgen für den
Gegenwsartskampf soll sie den Versuch bilden, einen Anfang zu machen mit den
Plänen für den Neuaufbau der Gesellschaft im Sinne des freiheitlichen
Sozialismus.
Es ist der erste Versuch dieser Art, der in Deutschland unernommen wurde.
Die syndikalistische Bewegung hat sich berufen gefühlt, dieses Neuland bei
uns zu beackern. Die Berliner Arbeiterbörse hat sich ernstlich damit
beschäftigt, und vorliegende Studien sind eine Fortzung davon. Es wäre zu
wünschen, daß diese Anfänge nicht alleine stehen. Mögen die Genossen im
ganzen Lande, mögen einsichtige Männer und Frauen aus dem gesamten
sozialistischem Lager zu den hier behandelten Gedanken Stellung nehmen. Dann
werden wir sicher dem Sozialismus viel näher rücken, als wenn sämtliche
Parlamente der Welt voll von Sozialistien und Kommunisten, sowie von
Vertretern der Arbeiterorganisationen und Gewerkschaften wären". (Augustin
Souchy)
Roaring Frankfurt
Oliver M. Piecha
Verlag Edition AV
Mit Siegried Kracauer ins Schumanntheater
Ein kleines Panora der Frankurter Vergnügungsindustrie in der Weimrarer
Republik.
Deutschland. Ein Hundetraum
Markus M Liske
Verlag Edition AV
Der Wahnsinn ist in der Welt. Und das nicht erst sein gestern. Vielleicht
war er sogar immer schon da, wer weiß. Nach meiner eigenen Zeitrechnung aber
kam der Wahnsinn im November 89 in die Welt. Aus jedem Fernsehprogramm
schrie es Hunderte von Malen am Tag: "Wahnsinn! Das ist ja ... das ist ja
... Wahnsinn!" Von der Fernsehansagerin bis zum Sportreporter, von Biolek
bis Helmut Kohl, alle befanden, das sei "Wahnsinn! Echt Wahnsinn!" Und mich
überkam das ungute Gefühl, zum allersten Masl in meinem Leben zur Mehrheit
zu gehören, ja, sogar mit nahezu den gesamten Volkskörper zweier Staates
einer Meinung zu sein sein. Wahnsinn!
So beginnt Markus M. Liske Kulturreiseführer durch 13 Jahre einiges
Deutschland. Von den Sushi-Bars in Berlins 'Neuer Mitte' führt sein Weg zu
Liedertreffen in Hoyerswerda und bayerischen Familienorgien. Mit sächsischen
Rentern bereist er die Türkei. 'Führers Geburtstag' erlebt er am Magdeburger
Hauptbahnhof. Er begegnet öko-esoterische Preußenfans, Nazis mit
Friedentauben und antideutschen Kulturkriegern.
Der Kanzler lässt das Land fluten, Martin Walser will endlich Antisemit sein
dürfen, Spaßdichter über den Hitlergruß, die hessische Landwehr macht gegen
die Pfälzer mobil, ein Sturmbannführer leitet den Weltuntergang ein, und
Sozialhilfeempfänger leisten gemeinnütze Arbeit an der Waffe...
Markus M. Liske, Jahrgang 67, lebt als Schriftsteller und Bühnenakteur in
Berlin. Er schreibt Satiren, Erzählungen, Essays und Kindertheaterstücke und
gehört zu den Organisatoren des jährlichen Erich-Mühsam Festes. Die
vorliegende Sammlung enthält Vorlesetexte seine Auftritte für Dr. Seltsams
club existentialiste und Die Höhnende Wochenschau.
Tresenlieder
Manja Präkels
mit Illustrationen von K.P.M. Wulff
Verlag Edition AV
Ein vogelschnabel klopft,
fensterscheibe
vibiert, staubnebel fällt zu uns herab
der vogel sucht nur futter,
keine bleibe
uns ausnahmsweise
geben wir ihm etwas ab
uns ausnahmsweise
geben wie ihm etwas ab
Manja Präkels, geb. 1974 in Zehdenick/Mark, lebt als Schriftstellerin,
Sängerin und Puppenspielerin in Berlin. 2001 initiierte sie das
Erich-Mühsam-Fest. Die Sammlung "Tresenlieder" enthält überwiegend Texte für
die Band "Der singende Tresen".
Dieter in der graswurzelrevolution:
Tresenlieder sind eine Reise durch die jüngere deutsche Geschichte, in der
sich viele wiederentdecken werden, die Misshandelten genau so, wie die
stummen Eltern. Dieses Buch wirft ein anderes Licht auf die
Wiedervereinigung, als die hochgeputschte 'Neue Deutsche
Nachwende-Literatur', die von den großen Verlagen geradezu euphotisch auf
dem Markt gebracht wurde.
Das grüne Weizenkorn
Eine Parabel aus Bolivien
mit zahlreichen Illustrationen von K.P.M. Wulff
Ein Jugendlesebuch ab 12 Jahren
Stefan Gurtner
Verlag Edition AV
Die kleine Maus Achaku zieht auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen
zusammen mit seiner Familie vom Land in die Stadt. Aber er erfährt schnell,
dass die Stadtmäuse ihre Keller nicht so leicht hergeben. Achaku und seine
Freundin Puraka werden Zeugen des gnadenlosen Kampfes, der sich nun zwischen
der Armee des „Grossen Nagers“, dem Anführer der Stadtmäuse und den Kämpfern
des „Grünen Weizenkorns“, einer Bewegung von Landmäusen, entwickelt.
Der Mann der stehen
blieb
30 monströse Geschichten
Heinz Ratz
Verlag Edition AV
„Ratz bezaubert mit 30 Stories, die aberwitzig, unterhaltsam und skurril
daher kommen. Die Alltagswelt löst sich aus der Verankerung, der sicher
geglaubte Halt gibt nach und lässt die Protagonisten im Horror des
Unmöglichen zurück. Das fast unschuldige Staunen über all die
Abscheulichkeiten macht den Leser zum Verbündeten des Autors. Eine äußerst
sympathische Allianz!“
Libus, Magazin für Literatur, Berlin
Zur Kritik von
Staat und Kapital
in der kapitalistischen Globalisierung
Stefan Paulus
Verlag Edition AV
Die Gesellschaft, in der wir leben, befindet sich heute in einem dauerhaften
Kriesenzustand. Dieser ist auch durch die ökonomischen und ökologischen
Krisen, Kriege, Massenarmut und Massenarbeitslosigkeit, Prekärisierung der
Lebensverhältnisse weiter Teile der Bevölkerung, Rassimsus, Nationalismus
und eine Verschärfung der globalen Probleme gekennzeichnet. Brot und Spiele
bedeuten heute Lohnfortzahlung in Krankheitsfall und "New Economy".
Ziel des Buches ist es eine, eine kritische Bestandsaufnahme der
kapitalistischen Globalisierung zu geben und aus den Fehlern der verkürzten
Kapitalismuskritik die Grundlage für eine unverkürzte Kapital- und
Staatskritik herzustellen. Auch geht der Autor auf die Globalisierung näher
ein. Dabei stehen die Strukturveränderungen durch die Globalisierung für
Staat und Kapital im Vordergrund.
Jürgen Mümken in der graswurzelrevolution:
"Von Luther über Hitler bis in die heutige Zeit gibt einen Zusammenhang
zwischen Antisemitismus und dem Arbeitsbegriff in Deutschland. Luther
unterschied zwischen „ehrlicher Arbeit“ und „jüdischer Nicht-Arbeit“. Bei
Hitler wurde aus der „ehrlichen Arbeit“ die „deutsche Arbeit“ und heute geht
es immer noch darum von „ehrlicher Arbeit“ leben zu können . In dem Buch von
Paulus steht aber die Unterscheidung in Finanz- und Börsenkapital und
Industriekapital im Vordergrund, die an die nationalsozialistische
Unterscheidung in „schaffendes“ und „raffendes“ Kapital nicht nur erinnert.
Durch diese Unterscheidung soll die Einheit von Produktion und Zirkulation
auseinander gerissen und der Kapitalismus auf die Zirkulationssphäre
reduziert werden. Die Warenproduktion, die Produktionsverhältnisse und die
Besitzverhältnisse an den Produktionsmitteln spielen keine oder kaum eine
Rolle innerhalb dieser verkürzten Kapitalismuskritik (...) Trotz (...) der
etwas zu kurz geratenen Staatskritik ist das Buch von Paulus vor dem
Hintergrund der aktuellen Antiglobalisierungsdebatte ein wichtiger Beitrag
zur Kapitalismuskritik".
Im
Dienste der Lügen - Herbert Grabert (1901-1978) und seine Verlage
Martin Finkenberger / Horst Junginger (Hrsg.)
Alibri Verlag 2004,180 Seiten, ISBN 3-932710-76-2
Der Grabert-Verlag gehört zu den traditionsreichen und marktführenden
rechtsextremen Verlagen in Deutschland. Er überdauerte alle Konjunkturen des
Rechtsextremismus und vertreibt ein umfangreiches Programm zu
zeitgeschichtlichen und aktuellen politischen Themen. Seine Veröffentlichungen
bieten ein Forum für Geschichtsrevisionisten, die Führungspersonen des
Dritten Reichs verklären, Verbrechen des Nationalsozialismus relativieren
oder leugnen sowie antisemitische Thesen vertreten.Die Aufsätze versuchen die
erste systematische Darstellung des Verlags und seines Programms sowie der
Person des Verlagsgründers Herbert Grabert (1901-1978) zu geben. Besonderes
Augenmerk wird dabei auf Graberts Aktivitäten in der “völkischen
Religionswissenschaft” gelegt.
Fluchtlinien
des Exils
jour fixe initiative berlin (Hg.)
Unrast Verlag 2004 ISBN 3-89771-431-0
Politische
Reflexionen über Flucht, Migration, Exil
Das Exil ist ein Ort, der sich auf keiner Landkarte findet. Flüchtlinge
durchkreuzen politische Grenzen und symbolische Ordnungen. Ihre Wege verbinden
Orte unterschiedlichster sozialer, ökonomischer und kultureller Verhältnisse,
deren Hierarchien sie auf der Flucht von einem zum anderen Land besonders
drastisch erfahren. Als Fluchtpunkt dieser Erfahrungen wird das Exil zu einem
möglichen Ort der Erkenntnis jener Hierarchien, zugleich bleiben die
politische Marginalisierung und Rechtlosigkeit mit ihren zerstörerischen
Konsequenzen für Leben und Psyche der Flüchtlinge bestehen. Lassen sich in
dieser Konstellation Fluchtlinien für eine solidarische Politik des Exils
finden?
Um das Verhältnis zwischen dem Exil als Erkenntnisort und als
Deprivationserfahrung zu begreifen, analysieren die Beiträge des vorliegenden
Bandes politische Realitäten ebenso wie philosophische Denkfiguren,
historische Beispiele und literarische Zeugnisse des Exils. Sie machen sich
dabei auf die Suche nach Momenten, in denen sich staatskritische Fluchtlinien
einer solidarischen Politik des Exils abzeichnen könnten.
Aus
dem Inhalt:
Bernhard Jensen: Melancholie des Exils
Olivier Morel : Die Abwesenheit der Exilierten Oder die geheime Ankunft
des Unkenntlichen
Enzo Traverso: Eine Freundschaft im Exil Der Briefwechsel zwischen Adorno und
Benjamin
Jörg Später: Die Kritik des »anderen Deutschland« Otto Lehmann-Rußbüldt,
Karl Retzlaw und Hans Jaeger im Londoner Exil
Udo Wolter: Exil der »materiellen Interessen«
Versuch über Kapitalismus, Imperialismus und Subjekt in Joseph Conrads
Nostromo
Encarnación Gutiérrez Rodríguez: Ort des Widerstands oder Überlebensstrategie?
Zur Paradoxie emanzipativer Politik von Subjekten in der Diaspora
Alison Rice: Transnationales Trekking. Über die unstillbare Wanderlust des
maghrebinischen Subjekts
Michael T. Koltan: Exile on Main Street
Made
in Venezuela
Notizen zur »Bolivarianischen Revolution«
Zelik | Bitter | Weber
Assoziation A 2004, ISBN 3-935936-28-1, 144 Seiten
Der
lateinamerikanische Subkontinent ist wieder in Bewegung geraten. Überall
fordern soziale Bewegungen die neoliberale Hegemonie heraus. Es gibt breiten
Widerstand gegen die Freihandelszone FTAA, Indigene rebellieren gegen die
soziale Situation, linke Kandidaten gewinnen bei Wahlen.
Einer der wohl tief greifendsten Transformationsprozesse auf dem Kontinent
findet zur Zeit in Venezuela statt. Seit die 1998 gewählte Regierung Chávez
die »Bolivarianische Revolution« ausgerufen hat, ist das südamerikanische
Land von einer umfassenden Aneignungsbewegung erfasst worden. Die
BewohnerInnen der Armenviertel von Caracas gründen Stadtteilräte und
verwalten sich selbst. Im Gesundheits- und Erziehungswesen werden umfassende
Sozialprogramme auf den Weg gebracht. Landlose kämpfen für die Umsetzung der
Agrarreform. Gleichzeitig macht die bürgerliche Opposition mit massiver
Unterstützung aus Europa und den USA gegen die Regierung des Präsidenten Chávez
mobil und spricht von drohendem Totalitarismus. Allein im Jahr 2002 hat es
zwei rechte Putschversuche gegeben. Es gibt erstaunliche Parallelen zu der
Situation in Chile unter dem sozialistischen Präsidenten Salvador Allende
1970-73. Doch trotz dieser politisch und kulturell aufregenden Entwicklungen
ist in Europa kaum bekannt, was in Venezuela passiert. In den ausländischen
Medien werden die Ereignisse stark verzerrt dargestellt. Die Informationslage
ist auffallend schlecht.
Raul Zelik und die Wiener KünstlerInnen Sabine Bitter und Helmut Weber waren
2003 auf Einladung der “kulturstiftung des bundes” sieben Monate in dem südamerikanischen
Land. Mit Blick fürs Detail haben sie sich dem Umwälzungsprozess genähert
und das Verhältnis von Kultur, Theorie und sozialer Emanzipation reflektiert.
Ein subjektives und doch analytisches Buch, das als erster deutschsprachiger
Titel einen fundierten Einblick in die Geschehnisse in Venezuela erlaubt.
Gerhard
Hanloser (Hg.)
„Sie warn die
Antideutschesten ... der deutschen Linken“
Zu Geschichte, Kritik und Zukunft antideutscher Politik
Unrast Verlag 2004, ISBN 3-89771-432-9
Beiträge
für eine grundlegende Kritik antideutscher Ideologie
Angesichts des verheerenden Zustands der linken Bewegung hierzulande, schien
der ab den neunziger Jahren aufkommende antideutsche Diskurs zweierlei
miteinander zu verbinden: Selbstkritik der oftmals nationalistischen und
populistischen Linken auf der einen und eine Schärfung der Kritik des
Bestehenden auf der anderen Seite. Nichts von dem trat ein, vielmehr steht die
antideutsche Linke für einen affirmative turn innerhalb der Linken generell.
Eine radikale Kritik der herrschenden Verhältnisse wird nicht umhinkommen,
das antideutsche Phänomen als Teil des Mainstreams im sektenhaften Gewand zu
erkennen.
Versammelt werden hier Stimmen von frühen KritikerInnen am antideutschen Phänomen
und von denjenigen, die eine praktisch und theoretisch Beschäftigung mit
›antideutschen‹ Themenfeldern teilen: Ablehnung von Deutschland als
post-faschistischer Gesellschaft, Anti-Nationalismus, Kritik des (linken)
Antisemitismus… Doch einig sind sich sämtliche VerfasserInnen, dass mit der
antideutschen Ideologie eine radikale Infragestellung des Bestehenden nicht zu
haben ist, vielmehr in zugespitzter Form reine Affirmation herrschender Verhältnisse
ist.
Mit
Beiträgen von:
Ilse Bindseil (Berlin),
Sektiererische Reflexion und korrektes Denken – Versuch einer
philosophischen Identifikation
Michael Koltan (Freiburg),
»talkin’ ‘bout my generation«.Ein Beitrag zur Genealogie des
Anti-Deutschen-Syndroms
Jürgen Behre/Thomas Gehrig/Nadja Rakowitz/Thomas Schweier,
Avantgarde der Ideologie. Eine Kritik der theoretischen Voraussetzungen und
Implikationen der ISF
Bernhard Schmid (Paris),
Urlaub von den bahamas. Vom Produkt der Linken zur antitotalitären Sekte
Detlef Hartmann (Köln),
»Unamerican«. Die Funktion des Antiamerikanismusdiskurses in der neuen
Etappe des Klassenkampfs.
Holger Schatz (Freiburg),
"Die Welt aushalten lernen". Neoliberale Formierung des Selbst und
linke Marktapologetik
Moshe Zuckermann (Tel Aviv),
Was heißt: Solidarität mit Israel?
Marcus Mohr/Sebastian Haunss (Berlin/Hamburg),
Die Autonomen und die (anti)deutsche Frage
Wolf Wetzel (Frankfurt),
Vom linken Bellizismus der 90er Jahre bis zur antideutschen Kriegsführung
Gazi Caglar (Göttingen),
Islamo-Faschismus und kritisches Unterscheidungsvermögen.
Über die kapitalistische Zivilisation als Barbarei und den Kampf der Kulturen
Gerhard Hanloser (Freiburg),
Bundesrepublikanischer Linksradikalismus und Israel - Antifaschismus und
Revolutionismus als Tragödie und als Farce
»Die Gefahr des islamisierten Antisemitismus« -
Interview mit Michael Kiefer
Ballbesitz
ist Diebstahl - Fußballfans zwischen Kultur und Kommerz
Bündnis aktiver Fußballfans (BAFF) Hrsg.
Verlag die Werkstatt 2004, 256 Seiten, ISBN 3-89533-430-8
Ohne
Zuschauer, so formulierte es einmal ein englischer Spieler, ist Fußball
nichts weiter als ein Kick von 22 kurzbehosten Männern im Park. Erst die Fans
machen aus dem Spiel ein kulturelles und atemberaubendes Ereignis, und zu
Recht können sie auf den Tribünen für sich reklamieren: „Spieler kommen,
Trainer gehen, Fans bleiben!“
Doch präsentiert die „schöne neue“ Fußballwelt wirklich noch echten
Zuschauersport? Hat da jemand den Ball klammheimlich in seinen Besitz
gebracht? Autoren aus der Fanszene suchen nach Antworten. Sie berichten über
eine „Kommunikationsguerilla“ im Kampf gegen die TV-Mächtigen, über den
„Fanmarsch durch die Vereinsinstitutionen“ und sparen Probleme in den
eigenen Reihen – etwa Rassismus, Gewalt und sexistische Sprüche – nicht
aus. Eine notwendige Bestandsaufnahme, formuliert in der den Fans eigenen
Sprache zwischen beißender Ironie und besorgter Melancholie.
Die 100 >schönsten< Schikanen
gegen Fußballfans –
Repression und Willkür rund ums Stadion
Bündnis aktiver Fußballfans (BAFF) Hrsg.
Trotzdem Verlagsgenossenschaft 2004, 160 Seiten, Zahlreiche Abbildungen
Fußballfans
führen öfter ein beschwerliches Leben – immer häufiger auch eines, das
voll ernsthafter Gefahren steckt. Insbesondere bei Auswärtsfahrten hat es der
Fußballreisende mit allerlei Hindernissen zu tun: Gemeingefährliche
Ordnungskräfte, rüpelhafte Polizeieinheiten und unzumutbare Bedingungen im
>Gästekäfig<. Doch das ist längst noch nicht alles: Zensur,
Datensammelwut, Videoüberwachung, DNA-Analyse, Stadionverbote, Reisebeschränkungen...
Schikanen gegen Fußballfans sind leider die Regel und nicht die Ausnahme.
Dies zu dokumentieren hat sich das Bündnis aktiver Fußballfans (BAFF) zur
Aufgabe gemacht. Zusammengetragen wurden an die 100 skurrile und empörende
Erlebnisberichte – aufgeschrieben meist von den Betroffenen und umfangreich
bebildert. Kurze Meinungsbeiträge weisen auf fragwürdige gesellschaftliche
Tendenzen hin, seien es der zunehmende Sicherheitswahn oder die Konstruktion
von Fußballfans als >gefährliche Gruppe<. Was heute an Fußballanhängern
staatlicherseits ausprobiert wird, trifft morgen beliebig andere – wie es
gerade eben passt. Baff, Pro Fans und verschiedene Ultra-Fangruppierungen
belassen es aber nicht nur beim Aufschreiben. Natürlich drückt sich ihr
Protest ebenso in den Fankurven aus – auch davon berichtet dieses Buch.
Die
Jahre der Kommune I - Berlin 1967-1969
Ulrich Enzensberger
Kiepenheuer & Witsch 2004, 256 Seiten, 3-462-03413-8
Die
Geschichte der Kommune I, erzählt von einem, der dabei war
Neben Fritz Teufel, Dieter Kunzelmann, Rainer Langhans und anderen war Ulrich
Enzensberger einer jener »Kommunarden«, die in der Zeit, als die USA Vietnam
erledigen wollten, mit dadaistisch-politischen Aktionen Westberlin verrückt
machten. Die KI provozierte die von den Alliierten kontrollierte Front- und
Mauerstadt und ihre Bewohner, die nicht wahrhaben wollten, dass die Deutschen
den Zweiten Weltkrieg angefangen und verloren hatten. Es kam zur Revolte der
Außerparlamentarischen Opposition, die davon träumte, die Westsektoren der
alten Reichshauptstadt in eine Freie Räterepublik, in eine Drehscheibe der
Weltrevolution zu verwandeln. – Oder war da etwa noch mehr?
»Wir sind das Schlangenei, aus dem die Rote Armee Fraktion gekrochen ist. Ein
Mythos. Wir sind die Erfinder der Spaßgesellschaft. Wir waren die ersten, die
auf den irren Gedanken kamen, ein Kaufhaus in Brand zu stecken. Einer war das
Alphamännchen. Wir hatten alle einen Kopfschuss. Gruppensex. Antisemiten.
Unser Vorbild war Mao. Alles nicht wahr. Da waren gar keine Frauen dabei. Die
hatten Orgasmusprobleme. Das Problem war der Abwasch. Spaßguerilla. Wir sind
dem Osten auf den Leim gegangen. Teufel hat uns ins Gesicht geschissen. Bürgersöhnchen.
Wir wollten die deutsche Familie zerstören. Apo-Opas. Wir waren restlos
verklemmt. Bis Uschi kam. Urdeutsch. Bei jeder Anklageschrift haben wir uns
kindlich gefreut. USA–SA–SS.
Wir haben die Klotüren ausgehängt.
Ein Mythos. Terroristen. Ulbrichts Lakaien. Ein einziger Horrortrip. Die
ersten deutschen Pop-Ikonen. Verfassungsschutzgesteuert. Verkrustete Formen
aufgesprengt. Tonnenweise LSD gefressen. Wir saßen jahrelang im Knast.
Kunzelmann ist wirklich tot. Noch einen Rotwein. Wir leben jetzt in der
Toskana. Ideal für eine Vorabendserie. Wenn es der Wahrheitsfindung dient.
Alle Professoren geworden. Alles Sozialfälle. Das ist die Wahrheit. Ein
Mythos.«
In
welcher Verfassung ist Europa? – EU: Militarisierung und Flüchtlingsabwehr
Trotzdem Verlagsgenossenschaft 2004, 121 Seiten
Anläßlich
der EU-Osterweiterung entwickelte ein Europäischer Konvent eine neue
Verfassung, um die Union „zu einem Vorbild in der neuen Weltordnung“ zu
machen. Mit den Beiträgen in diesem Buch machen die AutorInnen deutlich, dass
die EU tatsächlich eine umfangreiche Abschottungs- und Militärpolitik
entwickelt, die mit dieser Verfassung legitimiert werden soll. Diese zielt
darauf, schon an den Außengrenzen die Einreise von Flüchtlingen zu
verhindern. Sie setzt darauf, dass europäisches Militär in Zukunft weltweit
die Interessen der EU „verteidigt“. Was dies für die Militär- und Flüchtlingspolitik
bedeutet, welche Folgen für sogenannte Krisenregionen und Flüchtlinge
abzusehen sind, davon handelt dieses Buch.
Ergänzt werden die Analysen durch Beiträge aus der Türkei sowie
Serbien&Montenegro über die Folgen der Politik der EU in diesen Ländern.
Mit Beiträgen von: Norman Peach, Tobias Pflüger, Karl Kopp, Helmut Dietrich,
Rudi Friedrich, Tom Kucharz. Coskun Üsterci, Stasa Zajovic
EZLN:
20+10 - Das Feuer und das Wort / Das offizielle Jubiläumsbuch der Zapatistas
Gloria Muñoz Ramírez
Unrast-Verlag 2004, ca. 300 Seiten, ISBN: 3-89771-021-8
EZLN:
20+10 – Das Feuer und das Wort gibt, so Subcomandante Marcos, den bisher
vollständigsten Überblick über das öffentliche Wirken der EZLN.
20 und 10 – das sind 20 Jahre Bestehen der EZLN, 10 Jahre Vorbereitung und
10 Jahre Krieg. Mitglieder der EZLN, aufständische Soldaten und Compañeros
kommen zu Wort und erzählen auch aus ihrer persönlichen Sicht über die
ersten zehn Jahre. Jahr für Jahr wird dann das öffentliche Agieren der EZLN
nachgezeichnet, vom Augenblick des bewaffneten Aufstandes am 1. Januar 1994,
dem Beginn des Krieges, bis hin zur Verkündung des ›Todes der
Aguascalientes‹ und der ›Geburt der Caracoles‹ im Jahre 2003.
Subcomandante Marcos äußert sich u.a. zum Krieg, zur Autonomie, zum ›Wort
als Waffe und Schweigen als Strategie‹, zur Antiglobalisierungsbewegung, zu
den zapatistischen Dörfern und zum Widerstand, zu ›einer Welt, in der alle
Welten Platz haben‹...
Wir
leben trotzdem
Esther Bejarano – vom Mädchenorchester in Auschwitz zur Künstlerin für
den Frieden
Esther Bejarano/Birgit Gärtner:
Pahl-Rugenstein Verlag 2004, 263
S., zahlr. Abb., 3-89144-353-6
Die
Mitbegründerin und Vorsitzende des Auschwitzkomitees, die Musikerin und unermüdliche
Zeitzeugin der NS-Verbrechen legt den Erfahrungsschatz ihres 80jährigen
Lebens vor. Als Jugendliche nach Auschwitz verschleppt, hilft ihr ihre Kunst
im Mädchenorchester der Vernichtungsmaschinerie zu entkommen, im KZ Ravenbrück
überlebte sie dank der Solidarität ihrer Kameradinnen. Nach der Befreiung
geht sie nach Palästina/Israel und ist dort u.a. als Musikerin tätig. Enttäuscht
von der israelischen Regierungspolitik gegenüber den Palästinensern, kehren
sie und ihr Mann Anfang der 60er Jahre nach Hamburg zurück. Die Konfrontation
mit dem aufkommenden Neofaschismus bewegt Esther zu konsequentem
antifaschistischen Engagement im Auschwitz-Komitee, bei Vorträgen in Schulen
und auf der Bühne
Bastard
- Die Geschichte der Journalistin Lee
Raul Zelik
Assoziation A 2004, Roman, ISBN
3-935936-25-7, 240 Seiten,
Seoul,
Asphaltmeer Monsunhitze.Carla Lee, 27, in Deutschland aufgewachsene Tochter
eines koreanischen Gewerkschaftsführers, der sich mittlerweile in Dortmund
als Imbissbudenbetreiber verdingt, geht in das Land ihres Vaters, um als
Freelancer zu arbeiten. Loving the Alien.Dort, wo sie zum ersten Mal in ihrem
Leben nicht als Fremde behandelt wird, fühlt sie sich fehl am Platz wie
selten zuvor. Kotzen, was das Zeug hält. Sie beginnt über den Einsturz eines
Kaufhauses zu recherchieren, der 1997 mehreren Hundert Menschen das Leben
gekostet hat. Doch die Arbeit gelangt schnell an einen toten Punkt. Wie
virtuell lässt sich Wirklichkeit einbilden? Das sinnstiftende Versprechen des
Journalismus entpuppt sich als Illusion. In Briefwechseln mit Cem, Abiturtürke,
Iserlohn, einem in Deutschland gebliebenen Freund, stellt sich Lee die Frage
nach der Ursache des Fremdseins. Kotzen, bis man stirbt. Die Reise nach Seoul
wird zu einer Fahrt an den Ausgangspunkt.
Raul Zeliks neuer Roman porträtiert mit der “Geschichte der Journalistin
Lee” erneut eine Grenzgängerin zwischen den Welten. Überall aneckend,
nirgends heimisch, immer auf der Suche.
»Wo die einen um das Nichts kreisen, fängt er Geschichten über soziale
Konflikte ein, die sonst kaum jemand erzählen würde. Mit etwas Glück könnte
Zelik so etwas wie der Manu Chao der deutschen Popliteratur werden« (Süddeutsche
Zeitung).
»Zelik psychologisiert nicht, er visualisiert. Der Autor gibt den Figuren,
Dingen und Umständen eine Form, eine Farbe oder einen Geruch, nicht ein
inneres Wesen. Das macht seine Geschichten zu kleinen Filmen. ... Die
Verzweiflung eines Vagabundierenden oder gar Flüchtenden macht sich an der Fülle
des Straßenstaubes fest, der seine Lungen verklebt« (Lisa Scheide, taz).
Sobibór
- der vergessene Aufstand / Bericht eines Überlebenden
Thomas »Toive« Blatt
Unrast Verlag 2004, ISBN: 3-89771-813-8, 254 Seiten
Ergänzung zu seiner Autobiografie »Nur die Schatten bleiben«
In
Sobibor, einem kleinen Ort im heutigen Ostpolen, befand sich eines von drei
Vernichtungslagern der mörderischen "Aktion Reinhardt". Das
NS-Regime organisierte unter diesem Decknamen die Ermordung von Millionen
Juden und Jüdinnen in Europa. Von Mai 1942 bis Oktober 1943 wurden allein in
Sobibor ca. 250.000 Juden und Jüdinnen aus Polen, Deutschland, der Slowakei,
Frankreich und den Niederlanden ermordet. Seit Juli 1943 planten die Arbeitshäftlinge
in Sobibor einen Aufstand. Gegen allen Vorhersagen und Wahrscheinlichkeiten
waren die Häftlinge mit ihren Plänen erfolgreich. Am 14. Oktober 1943 töteten
die Häftlinge zwölf SS-Angehörige der Wachmannschaften, etwa 300 Häftlinge
konnten während des Aufstands fliehen. 50 von ihnen überlebten bis zum
Kriegsende. Das Vernichtungslager Sobibor wurde nach dem Aufstand aufgelöst;
die SS-Angehörigen nach Italien versetzt und sämtliche Überreste des Lagers
beseitigt. In der Wahrnehmung der deutschen Öffentlichkeit sind die
Vernichtungslager der „Aktion Reinhard“ und der Aufstand der Häftlinge in
Sobibor noch immer nicht präsent. Als 1966 in Hagen (Nordrhein-Westfalen), wo
zu diesem Zeitpunkt der größte Prozess gegen Mitglieder der
SS-Wachmannschaft von Sobibor stattfand, in einer Untersuchung gefragt wurde
„Was wissen Sie von Sobibor?“, antwortete eine Passantin: „Sobibor, ist
das ein neues Waschmittel?".
Nun liegt das Buch „Sobibor - Der vergessene Aufstand“ (Unrast-Verlag, Münster
2004) auf Deutsch vor. Verfasst hat es Thomas Toivi Blatt, der am Aufstand
beteiligt war und einer von etwa 50 Überlebenden des Lagers ist. An diesem
Abend wird Toivi Blatt im Gespräch mit Heike Kleffner und Miriam Rürup über
seine Erfahrungen in Sobibor sowie in der Nachkriegszeit sprechen. Heike
Kleffner und Miriam Rürup haben das Buch übersetzt und den bundesdeutschen
Umgang mit den Tätern im Spiegel von Justiz und Medien untersucht.
Bluemoon
Baby
Frank Witzel
Edition Nautilus, Roman, Originalausgabe, 320 Seiten, ISBN: 3-89401-376-1
Frank
Witzels rasanter Roman erzählt aus dem Leben ganz unterschiedlicher Menschen
während eines langen Wochenendes; wie es war, wie es ist, wie es hätte sein
können: die Geschichte des Gymnasiallerers Hugo Rhäs oder der Professorin für
Gender Studies Sabine Rikke; die der alternden Schlagersänger Tamara Tajenka
und Bodo Silber; des Gratful-Dead-Fans Abbie Kofflager oder des Psychiaters
Rubinblad und anderer in Deutschland, den USA und Kenia. Begegnen sie sich zufällig
oder ist doch alles vom CIA arrangiert? Sind Paranoia und »Lethephobie«
gerechtfertigt, wird Wirklichkeit konstruiert oder suggeriert? Ein ebenso
intelligenter wie satirisch-komischer Roman, der den Leser den Boden unter den
Füßen verlieren läßt.
REVOLUTION
UND HEIMARBEIT
Frank Witzel
Edition Nautilus, Roman,Originalausgabe, 256 Seiten, ISBN 3-89401-418-0
»I
got the revolution blues, I see bloody fountains …« Neil
Young
Ein Journalist präsentiert Materialien zu einer Exklusivstory: ein junger
Deutsch-Amerikaner will seine kambodschanische Freundin rächen, die ihren Job
in einer Kleinkindsendung verloren hat, weil ein Fernsehprediger ihr
fremdsprachiges Murmeln öffentlich als Fluchen denunziert hat. Der junge Mann
schließt sich einem Gentleman-Gangster an, der im Auftrag spleeniger Sammler
arbeitet. Das ist doch nicht zu glauben? Richtig. Bei Witzel ist mal wieder
nichts so, wie es scheint, und keinem ist zu trauen – am allerwenigsten dem
Erzähler.
In Revolution und Heimarbeit verknüpft Frank Witzel die politischen,
gesellschaftlichen und Medien-Diskurse der letzten Jahrzehnte zu einem Netz,
das als Rettung vor dem Absturz denkbar ungeeignet ist. Es spricht ein ständig
räsonnierender, zunehmend unheimlich werdender Erzähler, dem der gesunde
Menschenverstand sicherlich nicht in allen Gedankengängen folgen würde. Was
man dann aber doch tut, weil man Stück für Stück hineingesogen wird.
»Die alte Vettel Paranoia verkuppelt bekanntlich alles mit allem, so dass
entlegenste Ereignisse zusammenwachsen. Deshalb ist sie nicht nur als
Krankheit so erfolgreich, sondern auch als Erzählgerüst. In dieser großen
Tradition bewegt sich Frank Witzels Roman ,Bluemoon Baby’, der die beiden
Stoffkreise moderner Kontrollphantasien, Geheimdienst und Wahnsinn, zu einer
bizarren Geschichte mischt.«
Jutta Person, Süddeutsche Zeitung
SPITZEL
- Eine kleine Sozialgeschichte
Mohr | Viehmann (Hrsg.)
Assoziation A 2004, ISBN 3-935936-27-3, 256 Seiten, zahlreiche Abbildungen
Inhaltsverzeichnis:
- Wer ist ein Spitzel? Einleitung der Herausgeber
- Gerhard Sälter: Die Polizei und ihre Spitzel - Eine gemeinsame
Entstehungsgeschichte im
Paris des 18. Jhdt.
- Brigitte Lenel: Urspitzel Judas
- Markus Mohr: "Unter der Leitung eines gewissen
- Stieber" - Über den Aufstieg eines Spitzels zum preußischen Geheimrat
- Wolfgang Eckhardt: "Genugtuung mit Waffen" - Die Diffamierung
Bakunins als Agent
Russlands
- Wladislaw Hedeler: Valentin und Rasskin - Das Doppelleben von Ewno Asew
- Knud Andresen: Spitzel als Meinungsforscher - Die Hamburger
"Wirtschaftsvigilanten" ...
- Wladislaw Hedeler: Genosse X - Roman Malinowski
- Gideon Botsch: Adolf Hitler: V-Mann der Reichswehr
- Wladislaw Hedeler: Rede, Genosse Mauser! Alfred Kattner
- Markus Mohr: An den Spitzel Ernst Rambow wird immer noch ...
- Tobias Lenel: Shakespeares' Rosenkranz und Güldenstern
- Elfriede Müller: Le cousin - Spitzel im politischen Kriminalroman und Film
- Gerhard Sälter: Vom Überwachen der Überwacher - Spitzel des MfS in der
Grenzpolizei der
DDR ...
- Markus Mohr: "S-Bahn-Peter" - Eine Textcollage zur Westberliner
APO
- Klaus Viehmann: "you can kill a revolutionary, but you can't ..."
- Ein tödlicher FBI-Spitzel
- Christian Halbrock: "Kiste" - Anmerkungen zu IM
"Raffelt" - dem bestbezahlten IM der
DDR
- Markus Mohr: "Ich fühle mich weder als Konterrevolutionär ... "
- Die verwirrten
Lebensbeichten des
Spitzels Ulrich Schmücker
- Sebastian Haunss: Gegenspionage - Bespitzelte Spitzel
- Mariella Schwertmüller: Zwielichtige Quellen - V-Männer in der NPD
- Dario Rossa: Erbärmlich - "Zapfer Kurt" und seine Opfer
- Christine Daiminger: Multiple Persönlichkeiten? - Zur Psychopathologie des
Spitzels
- Raul Zelik: Der Spitzel und das Massaker - Die kolumbianische Variante der
panoptischen
Gesellschaft
- Über solche und solche Spitzel - Anstelle eines Nachworts
... und diverse Fallbeispiele aus der BRD
Die
Sozialgeschichte des Spitzels: Ein Buch, das man nicht allein lesen sollte.
Der von Markus Mohr und Klaus Viehmann herausgegebene Band »Spitzel - Eine
kleine Sozialgeschichte« enthält keine geschlossene Analyse, stellt aber den
längst überfälligen Versuch dar, das Thema in die öffentliche Debatte zu
bringen. Die Herausgeber grenzen das Objekt ihrer Betrachtungen klar ein: »Auch
wenn ein Spitzel denunziert, so ist er doch von der Figur des Denunzianten zu
unterscheiden. Ein Spitzel nutzt nicht bloß Gelegenheiten aus, er hat den
Auftrag, sie aktiv herzustellen. So steht selbst der Verräter noch über ihm.
Zwar verrät auch ein Spitzel, aber im Unterschied zum Verräter hat er nie
die Sache oder die politischen Ziele und Träume geteilt, für die Menschen
sich einsetzen. ... Ein Spitzel [ist] aus der Perspektive aller Beteiligten
einfach das allerletzte.« Jürgen Heiser "Das Allerletzte" aus
junge welt (23.6.2004)
Der schwarze Stern der Tupamaros
Seyfried, Gerhard
Gerhard Seyfrieds großer, weitgehend autobiographischer Roman aus der Zeit der deutschen Terrorismus
München, Anfang der Siebziger Jahre. Im Hinterzimmer der Roten Hilfe treffen seltsame Gestalten zusammen: Anhänger der umherschweifenden Haschrebellen und der Spaßguerilla, revolutionsromantische Tupamaros, abenteuerlustige Studenten und Anarchistinnen. Sie alle eint die Wut auf die Arroganz und Brutalität der Behörden. Unter ihnen sind Jenny und Fred, die sich kennen und lieben lernen. In einem kurzen, ausgelassenen Sommer der Anarchie entwickeln sie ihre eigene Form des Widerstands: Spottverse, unverschämte Sprüche, die sie im Rücken der Polizei an Wände sprühen, Glasmurmel-Angriffe auf Bankschaufenster. Doch die Szene verändert sich: die Spaßguerilla wird von militanten RAF-Leuten unterwandert, Lorenz entführt und Schleyer ermordet. Als Jenny verhaftet wird, ausbrechen kann und in den Untergrund abtaucht, weiß Fred, dass es ernst wird. Und er macht sich auf die Suche nach seiner Geliebten ...
Gerhard Seyfried hat den ersten Roman aus dem Umfeld der Bewegung 2. Juni geschrieben. Er erzählt von einer Zeit, in der ausgelassene Lebensfreude und tödlicher Ernst näher beieinanderstanden als je in der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Hoch die internationale Solidarität
Zur Geschichte der 3. Welt-Bewegung in der BRD
Balsen, Werner / Rössel, Karl
Werner Balsen und Karl Rössel, beide Jahrgang 1953, sind Diplom-Volkswirte und Absolventen der Kölner Schule - Institut für Publizistik. 1983 gründeten sie das Rheinische Journalistenbüro. In ihrem 1986 erschienenen und heute immer noch sehr lesenswerten Buch durchqueren sie die Stationen der Solidaritätsarbeit: Algerien, Kongo, Vietnam, Iran, Angola, Mozambique, Chile, Portugal, Nicaragua, Argentinien, El Salvador, Südafrika und Libyen. Sie skizzieren kurz die politischen Entwicklungen in vielen der Länder und beschreiben den innenpolitischen Rahmen, in dem die Solidaritätsarbeit stattfand. Ein Lesebuch mit spannenden Anekdoten zur Geschichte der bundesdeutschen Protest- und Widerstandsbewegung.
Operation 1653. Stay rude, stay rebel.
Bernd Langer
ISBN 3-9808807-0-2
„Operation 1653" erzählt eine authentische Geschichte. Angewiesen durch Briefe einer ominösen „Organisation", mittels Führungsoffizieren und Dossiers, wird Bernd Langer auf eine Reise mit unbekanntem Ziel geschickt: Von Göttingen über Hamburg nach Amsterdam und Köln, den Rhein entlang, wo er sich einige Tage in einem Nonnenkloster aufhält, um schließlich in New York zu landen. Während dessen sind rätselhafte Aufgaben zu lösen.Die Reise führt den Autor in eine Auseinandersetzung mit seiner eigenen Geschichte, die eng mit der autonomen Bewegung verbunden ist. Es entsteht die persönliche Schilderung eines Menschen, der ab Ende der siebziger Jahre an Brennpunkten der politischen Auseinandersetzungen mit der Staatsmacht in der BRD beteiligt ist. Auf unterhaltsame Weise wird nachvollziehbar, wie man zum Autonomen wird und welche Werte und politischen Vorstellungen dabei wichtig sind und wie die autonome antifaschistische Bewegung entsteht und sich organisiert. Hell lodern die Flammen der Straßenschlachten, Anschläge und illegalen Aktionen. Auch die Unerbittlichkeit der Kampfes wird gezeigt, die Toten und die Verfolgung durch die Polizei und Justiz beschrieben. Interessant wird die Schilderung, weil sie auch von den Zweifeln auf diesem Weg spricht und das Scheitern vieler Vorstellungen vor Augen führt. Der krimiähnliche Reiseverlauf bildet den Leitfaden der tiefgreifend, amüsanten und zuweilen bizarr beschilderten Erinnerungen.
Wer ist Bernd Langer?
Bernd Langer, Jahrgang 1960, seit 1977 mit der autonomen Szene verbunden. Aktivist bei militanten Auseinandersetzungen und an der Organisierung der autonomen Antifa-Bewegung beteiligt. In den 90er Jahren bekanntes Mitglied der Autonomen Antifa (M) aus Göttingen und des bundesweiten Antifa-Organisationsversuches Antifaschistische Aktion/Bundesweite Organisation. 1995 Angeklagter im § 129/129a Verfahren (Bildung einer kriminellen Vereinigung/Werbung für eine terroristische Vereinigung), gegen die Autonome Antifa (M). Dem größten Verfahren gegen Antifaschisten in das in der Bundesrepublik bislang stattfand, mit insgesamt 17 Angeklagten. Die Anklagen wurden nach einem Vergleich mit der Staatsanwaltschaft 1996 eingestellt.
Ebenfalls seit den 80er Jahren ein Initiator der Initiative KuK (Kunst und Kampf), die einen neuen revolutionären Kunstbegriff propagierte. Seit 1990 beteiligt an der Wanderausstellung „Kunst als Widerstand", die später unter dem Titel „Verbotene Kunst" weitergeführt wurde. In dieser Ausstellung wurde die juristische Verfolgung von KuK-Plakaten und Aktionen sowie darüber hinaus die Kriminalisierung vieler Plakate aus dem linken Widerstand in der BRD dokumentiert. Zahlreiche Ausstellungen und Publikationen zum Thema antifaschistischer Widerstand. 1997 Autor des Buches „Kunst als Widerstand", 1998 Herausgabe einer überarbeiteten und aktualisierten Fassung in englischer Sprache unter dem Titel „Art as Resistance".Zur aktuellen Situation in Venezuela
Zenaida Da Costa Suárez von ANROS (Asociación de Redes y Organizaciones
Sociales) ist Journalistin und hat Wirtschaft sowie Kommunikationswissenschaften studiert und später noch einen Magister in venezolanischer Literatur gemacht. Aktuell arbeitet sie im Pressebüro der venezolanischen Nationalversammlung. Sie ist seit vielen Jahrzehnten politisch aktiv und hat sich vor allem auf Basisarbeit und die Methodologie von Basisarbeit konzentriert. Aktuell bei ANROS ist sie in der Arbeitsgruppe zur Methodologie von Gemeinschafts- und Basisarbeit aktiv. Sie ist auch in der sozio-kulturellen Stiftung Churata zum gleichen Thema bezüglich der Basisbeteiligung an sozio-kulturellen Projekten tätig. Darüber hinaus ist sie in der venezolanischen Gruppe des Observatorio de medios (Medienobservatorium). Dieses analysiert Medien, ihre Funktion und Arbeitsweise in der Gesellschaft und soziale Konflikten aus einer linken, progressiven und wissenschaftlichen Perspektive. Sie wird eine Einführung in den bolivarianischen Prozess machen und vor allem aus der Perspektive der Basisbewegungen erklären, was dort geschieht. Gezeigt wird der Dokumentarfilm „Eine Art ist möglich“ original italienisch:
„Un’altro modo è possibile“. ANROS wird ebenfalls kurz dargestellt.
Irakistan
Der Krieg gegen den Irak und der Kreuzzug der USA
Karl Grobe-Hagel
Neuer ISP Verlags 2003
Karl Grobe-Hagel, seit über 30 Jahren im außenpolitischen Ressort der Frankfurter Rundschau tätig, legt eine umfassende Bilanz des letzten Krieges vor, den die Weltmacht Nr. 1 unter Berufung auf den „Kampf gegen Terrorismus“ seit dem 11. September 2001 geführt hat: den Krieg gegen das Regime von Saddam Hussein. Wie bei dem Krieg in Afghanistan hieß es, das Regime stehe mit dem „Terrorismus“ in Verbindung, überdies besitze es Massenvernichtungswaffen. Das verhasste Regime wurde zwar entmachtet, es wurden jedoch keineswegs demokratische Verhältnisse hergestellt – ebenfalls eine Parallele zu Afghanistan. Während in Afghanistan unterschiedliche Warlords um die Vormachtstellung in einzelnen Regionen des Landes kämpfen und die von den USA ausgehaltene Karzai-Regierung sich mit Unterstützung der ISAF-Truppen gerade noch in der Region Kabul halten kann, wird im Irak die Militärverwaltung durch die USA, Großbritannien und Polen zunehmend als Besatzungsregime begriffen. Die USA stützen sich nur auf wenige, randständige, aus dem Exil zurückgekehrte irakische Politiker. Die soziale Lage der Bevölkerung hat sich weiter dramatisch verschlechtert. Wie ernst die Lage ist, belegt die Tatsache, dass die Zahl der getöteten US-Amerikaner seit dem offiziell postulierten Kriegsende höher ist als während des Krieges. Die offiziellen Begründungen z. B. im Falle des Irak-Kriegs wurden durch Paul Wolfowitz selbst als Propagandalüge entlarvt. Nunmehr treten die wahren Beweggründe der USA deutlich zutage: die Erringung einer noch nie da gewesenen Hegemonialstellung, deren Kernstück der nunmehr direkte Zugriff der USA auf Teile des Nahen Ostens darstellt, ein Zugriff, der weit über das rein ökonomische Interesse an der Sicherung der Ölressourcen hinausgeht. Damit sind die Interessen der USA in der Region jedoch keineswegs erschöpft, wie die Drohungen gegen den Iran zeigen. Die Weltstrategie Bushs und die dahinter stehende Ideologie werden von Karl Grobe-Hagel ausführlich analysiert. Er zeigt auf, welche weiteren US-Interessen im Kampf gegen die „Achse des Bösen“ im Spiel sind und in welchen Ländern mit künftigen US-Operationen gerechnet werden kann; detailliert wird das Szenario für den Iran und Nordkorea dargestellt.
Das Unternehmen Krieg
Paramilitärs, Warlords und Privatarmeen als Akteure der Neuen Kriegsordnung
Hrsg. v. Dario Azzellini u. Boris Kanzleiter
ASSOZIATION A 2003
Im Neoliberalismus werden nicht nur Staatsbetriebe privatisiert, sondern auch die Kriegsführung.So übernehmen private Militärunternehmen im Auftrag des Pentagon verstärkt Kampfaufträge. In Afrika verwandeln sich reguläre Armeen in bewaffnete Bergbauunternehmen. Zur Aufstandsbekämpfung rüsten in Kolumbien Politiker private Paramilitärs aus, die gleichzeitig vom Drogenhandel provitieren. In Afghanistan werden Warlords unter Protektoratsherrschaft mit Regierungsgewalt ausgestattet.
Das Buch enthält Beiträge zur Situation in: Angola, Kongo, Indonesien, Kolumbien, Türkei, Mexiko-Chiapas, Guatemala. Afghanistan, USA, BRD.
„Das Unternehmen Krieg“ geht neunen Formen der Kriegsführung nach. Statt „Staatszerfall“ und „Chaos“, wie in den Medien oft beschworen, zeichnen sich dabei die Konturen einer „Neuen Kriegsordnung“ ab. In ihr werden private militärische Akteure von Eliten eingesetzt, um Herrschaft zu sichern. Dabei ist oft nicht mehr ein militärischer Sieg, sondern die Kriegsführung selbst das Ziel, um Profite erzielen zu können. Hinterlassen werden Hunderttausende von Opfern und Gesellschaften, in denen Wege zur Emanzipation neu eröffnet werden müssen.
RechtsRock
Bestandsaufnahme und Gegenstrategie
Christian Dornbusch, Jan Raabe (Hg.)
UNRAST-reihe antifaschistischer Texte 2002
Es gibt Bücher, die Neuland erschließen, die einem den Blick auf bisher Unbekanntes eröffnen. Und es gibt Bücher, die bieten einen abschließenden Überblick und ermöglichen somit eine Bewertung. RechtsRock gehört sicherlich zu der zweiten Kategorie.
Enough is enough Nr. 18
„RechtsRock“ nimmt erstmals die wissenschaftliche Einordnung des Phänomens RechtsRock aus verschiedenen Perspektiven vor. Die AutorInnen zeichnen die Geschichte der rechtsradikalen Musikszene nach, analysieren die aktuellen Entwicklungen, werten die Musiktexte und Fanzines aus, beleuchten die Bedeutung von Internet, gehen der Frage nach, welche Rolle Frauen spielen, und stellen einen internationalen Vergleich an. Im zweiten Teil werden Ideen und Konzepte gegen die Verbreitung rechtsradikaler Inhalte vorgestellt.
BUKO (Hg.)
ASSOZIATION A 2003
Das vorliegende Buch ist entstanden vor dem Hintergrund der sog. globalisierungskritischen Bewegung, die nach einem langen Bewegungstief seit den Gegenaktivitäten zu den Gipfeltreffen der Mächtigen in Seattle, Prag, Genua etc. und den europäischen und Weltsozialforen an Fahrt gewonnen hat. InternationalistInnen teilen eine Grundüberzeugung: Freiheit ist nur unter Gleichen möglich, gilt für alle oder keinen. Sie soll grenzenlos sein, gedeiht nicht in (national-)staatlichen Gefängnissen und nährt sich vom alten Traum einer egalitären und solidarischen Weltgesellschaft. Internationalismus ist somit nicht mit Tiersmondismus oder einer Art revolutionärer Außenpolitik auf Grass-Root-Ebene zu verwechseln. Gerade in letzter Zeit bezieht er sich wieder stärker auf innergesellschaftliche Verhältnisse, Debatten um (Anti-)
Rassismus und die Auswirkungen des globalen Neoliberalismus – Stichwort Hartz-Kommission – nehmen einen breiten Raum ein. Viele alte Gewissheiten sind hingegen verloren gegangen. Es gibt kein historisches Subjekt der Befreiung und keine geschichtsphilosophisch begründete „Gesetzmäßigkeit“ der Kämpfe mehr, keine „Hauptwidersprüche“ und nur höchst unklare Vorstellungen über alternative Formen der Vergesellschaftung nach dem Bankrott des „realen“ Sozialismus. Es ist heute weitgehend Konsens, dass Unterdrückung und Ausbeutung ein komplexes Netz unterschiedlicher Herrschaftsverhältnisse entlang der Spaltungslinien von Klasse, Geschlecht und Herkunft, aber auch von Gegensatzpaaren wie Alt und Jung, „fit“ oder „behindert“ bilden.
Feministinnen in der Revolution
Die Gruppe Mujeres Libres im Spanischen Bürgerkrieg
Vera Bianchi
UNRAST 2003
Die Gruppe Mujeres Libres (Freie Frauen) wurde kurz vor Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs gegründet, um sich zwei Zielen zu widmen: der sozialen Revolution und der Verbesserung der Situation der Frauen. In den drei Jahren ihres Bestehens waren mehr als 20000 Frauen in über 150 Ortsgruppen organisiert; sie gaben eine Zeitschrift heraus, leiteten Bildungs- und Ausbildungskurse für Frauen, organisierten Hilfsarbeiten für die Frontkämpfer und eigene Kolonnen von Frontkämpferinnen.
Die Gruppe Mujeres Libres
1. Entstehung und Entwicklung der Mujeres Libres
2. Gründe
3. Ziele
4. Theorie und Praxis
Das Verhältnis der Mujeres Libres zur anarchistischen Bewegung
1. Zusammenarbeit
2. Keine offizielle Anerkennung
Das Verhältnis der Mujeres Libres zu den anderen Frauengruppen
1. Die anderen Frauenorganisationen
2. Gemeinsamkeiten und Differenzen
3. Zeitschriftenvergleich
a) Feminismus
b) Frauenarbeit
c) Mutter
d) Milicianas
e) Frauen und Mode
f) Manipulation, Zwang und Denunziation
g) Abhängigkeit vom Ausland
h) Volksfront
i) Zensur
Mujeres Libres nach 1939
1. Diktatur
a) Repressionen
b) Innere Emigration
c) Widerstand
d) Lager in Frankreich
e) Exil
f) Exilzeitschrift
2. Neugründung der Gruppe
3. Erinnerungen der Frauen
Anhang
zahlreiche Abbildungen: Plakate, Fotos, Dokumente
Der Mann, der den Fußball nach Deutschland brachte
Das Leben des Walther Bensemann
Bernd-M. Beyer
Verlag die Werkstatt 2003
Walther Bensemann zählt zu den schillerndsten Figuren in der Frühphase des deutschen Fußballs. Ende des 19. Jahrhunderts gründete er als Schüler und Student zahlreiche Vereine und organisierte erste internationale Begegnungen. Als brillanter Sportjournalist machte er in den zwanziger Jahren seinen „Kicker“ zur wichtigsten Fußballzeitung des Kontinents und warb wortmächtig dafür, den Sport als Instrument der Völkerverständigung zu begreifen. Im Nazi-Deutschland war für den jüdischen Kosmopoliten kein Platz mehr; er musste in die Schweiz emigrieren. Das sorgsam recherchierte Buch erzählt Bensemanns Leben detailgetreu. Durch die romanhafte Form gewährt es zugleich einen lebendigen Einblick in jene Zeit, in der das Fußballspiel zum Massenphänomen aufstieg und über seine politische Ausprägung leidenschaftlich gestritten wurde – mit Ironie ebenso wie mit Pathos, mit Toleranz wie mit Skrupellosigkeit. Ein umfangreicher Anhang macht die historischen Quellen des Buches zugänglich und vermittelt wertvolle Zusatzinformationen.
Davidstern und Lederball
Die Geschichte der Juden im deutschen und internationalen Fußball
Dietrich Schulze-Marmeling (Hg.)
Verlag die Werkstatt 2003
Jüdische Sportler und Mäzene spielten in den frühen Jahren des Fußballs eine wesentliche Rolle – vor allem in Deutschland, Österreich und Ungarn. Jüdische Pioniere waren an prominenten Vereinsgründungen wie Bayern München, Austria Wien oder Eintracht Frankfurt beteiligt, jüdische Kicker verstärkten die deutsche Nationalmannschaft, jüdische Förderer trugen dazu bei, den Fußball zur Massensportart zu machen. Dieses Engagement, das ab 1933 ein gewaltsames Ende fand und seither in Vergessenheit geriet, wird von den Autoren erstmals ausführlich beschrieben. Dabei thematisieren sie auch die Diskriminierung, der jüdische Fußballer vielfach noch heute ausgesetzt sind.
Autonome in Bewegung
Aus den ersten 23 Jahren
A.G. Grauwacke
Verlag Assoziation A – Berlin 2003
A.G. Grauwacke, eine Gruppe von fünf Autoren, berichtet „streng subjektiv“ aus 23 Jahren autonomer Politik (1980–2003). Keine Szene-Broschüre und keine Diplom-Arbeit, sondern der Versuch, der kollektiven Geschichtsarbeit auf die Sprünge zu helfen. Warum wurden und werden Häuser besetzt? Wie fühlst du dich beim Werfen eines Mollis? Gab es die Globalisierungsbewegung schon 1988? Waren die 90er verwirrt? Gibt es heute überhaupt (noch) Autonome? Wie soll’s weitergehen?