Veranstaltungen 2008  
 
 
 
 
 
 
 
   
   
   
   
   
   
Jedes Jahr werden zur Frankfurter Buchmesse tonnenweise Papier bedruckt. Wir wollen linken AutorInnen und Verlagen ein Forum für kritische Gedanken bieten  
 

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Baskischer Abend: Das rote Heft

Arantxa Urretabizkaia, Pahl-Rugenstein 2007

Das »rote Heft« ist das Notizbuch, in das eine Mutter einen langen Brief an ihre Kinder schreibt. Anfang der 1980er Jahre musste sie aus dem spanischen ins französische Baskenland fliehen und lebt seitdem in der Illegalität. Ihr Mann und ihre Kinder, damals drei und fünf Jahre alt, blieben zurück. Unter schwierigen Bedingungen, regelmäßig aber selten, besuchte sie ihre Familie. Doch eines Tages waren Mann und Kinder spurlos verschwunden. Sieben Jahre später erhält die Frau die Nachricht, ihre Familie lebe mit neuer Identität in Venezuela. Sie beauftragt Laura Garate, eine befreundete junge Anwältin, die Kinder aufzuspüren und ihnen das rote Heft zu geben, in das sie ihre Geschichte geschrieben hat – wie sie den Vater kennen lernte, wie die Kinder geboren wurden, über die gemeinsamen Jahre bis hin zu ihrer dramatischen Flucht. Sie erzählt von der Zeit nach Francos Tod, reflektiert die Motive ihres politischen Engagements, beschreibt Aufbruchstimmung und Repression, die Erfahrung der Schwangerschaft, die Liebe und das Auseinanderdriften des Paares.


Der Lärm der Grillen

Edorta Jimenez

Pahl-Rugenstein 2007. Während des Spanischen Bürgerkriegs arbeitete Uriarte als Agent der baskischen Regierung in Mundaka, einem kleinen Ort in der Provinz Bizkaia. Zur Zeit der Handlung in den 1990er Jahren lebt er zurückgezogen im französischen Baskenland. Eines Tages erhält er Besuch von einem jüngeren Mann, der es versteht, mit Andeutungen das Interesse Uriartes zu wecken. Einerseits befürchtet Uriarte, sein Gast sei ein Spitzel der Polizei, andererseits drängt es ihn, endlich seine Geschichte – seine »Wahrheit« – zu erzählen. Aus anfänglicher Vorsicht und Skepsis erwächst nach und nach ein vertrauensvolles Band. In gemeinsamen Gesprächen erinnert sich Uriarte an längst Verdrängtes aus jener Zeit, als die franquistischen Truppen immer weiter vorrückten und Gernika vernichtet wurde. Er bricht schließlich mit dem Tabu, an den alten Wunden zu rühren.


Der gefrorene Mann

Joseba Sarrionandia, Blumenbar 2007 www.blumenbar.de
Aus dem Baskischen von Petra Elser und Raul Zelik

Eine Hütte an der Atlantikküste Nicaraguas: Goio, der baskische Krankenpfleger in dem tropischen Dorf, friert ein. Nicht im wörtlichen Sinne – er verliert Sprache und Erinnerung. Stumm sitzt er am Fenster und stiert hinaus in den Regen. Die aus der Hauptstadt herbeieilende Freundin Maribel hofft, den Kranken durch eine Begegnung mit der Vergangenheit von seiner Amnesie heilen zu können, und bricht mit ihm auf, um einen ehemaligen Schulfreund zu besuchen, der mittlerweile auch in Lateinamerika lebt. Doch Maribel und Goio kommen nicht an ihrem Reiseziel an. Die beiden, die vor zwanzig Jahren aus politischen Gründen aus Spanien geflohen sind, müssen mit gefälschten Papieren reisen. In Kolumbien werden sie in einer Militärkontrolle vorübergehend verhaftet und tauchen in einer Nervenheilanstalt unter, die von den Kindern eines Auswanderers geleitet wird. In drei verschiedenen Stimmen und Zeiten entfaltet sich nun der Roman.

Joseba Sarrionandia gilt im Baskenland als lebende Legende. 1980 wurde er verhaftet, schwer gefoltert und zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. Fünf Jahre später gelang ihm die Flucht. Zusammen mit einem Mitgefangenen wurde er nach einem Konzert in einer Lautsprecherbox aus dem Gefängnis geschmuggelt.