Veranstaltungen 2008  
 
 
 
 
 
 
 
   
   
   
   
   
   
Jedes Jahr werden zur Frankfurter Buchmesse tonnenweise Papier bedruckt. Wir wollen linken AutorInnen und Verlagen ein Forum für kritische Gedanken bieten  
 

19 Der Intimfeind

Verlust und Wiederaneignung der Persönlichkeit
im Kolonialismus
Freitag, 17 Oktober 2008
DFG-VK, Mühlgasse 13, Frankfurt (Bockenheim)
Mit dem Übersetzer Lou Marin
Von Ashis Nandy, Mit einer Einleitung zur Rezeption von Gandhis libertärem Anti-Kolonialismus
Aus dem Indischen Englisch von Lou Marin

Verlag Graswurzelrevolution 2008

Im Sommer 2007 jährte sich zum 60. Mal die Unabhängigkeit Indiens, am 30. Januar 2008 zum 60. Mal die Ermordung Gandhis (1869-1948). Im deutschen Sprachraum weitgehend unbekannt ist die Tatsache, dass in Indien und im gesamten englischen Sprachraum nach Gandhis Tod vielfältige Strömungen der Gandhi-Rezeption entstanden sind, u. a. eine Strömung der libertären Gandhi-Rezeption. Dazu zählt auch der indische Sozialpsychologe Ashis Nandy, der mit seinem Buch „Der Intimfeind“, im Original bereits 1983 erschienen, gleichzeitig zu den Mitbegründern der „Post-Colonial Studies“ gehört. Nandy definiert den Kolonialismus hauptsächlich kulturell als eine Ideologie, die in Großbritannien Werten wie Stolz, Männlichkeit, Disziplin und technologischer Überlegenheit zu einem dominanten Rang verhalf. Nandys These ist: Eine erste Welle des Anti-Kolonialismus in Indien wollte auch noch im Widerstand eben diese Werte in Indien durchsetzen. Sie sei dadurch trotz ihres Anti-Kolonialismus im kolonialen Wertekanon verhaftet geblieben. Mit Beginn der Prägung der Unabhängigkeitsbewegung durch Gandhi sei jedoch eine weichere, androgyne, technik-, staats- und patriarchatskritische Konzeption des Anti-Kolonialismus entstanden, die außerhalb des kolonialen Rahmens gewirkt und besonders den hohen Frauenanteil an den Massenaktionen der Unabhängigkeitsbewegung hervorgerufen habe.

Ashis Nandy (geb. 1937) ist einer der bekanntesten politischen Psychologen und Soziologen Indiens, dabei seinem unabhängigen Denken immer treu geblieben. Er gilt als Mitbegründer der weltweiten „Post-Colonial Studies“ und ist seit langem Direktor des „Centre for the Study of Developing Societies“ in Delhi. Nandy schrieb eine Reihe von Berichten zur Lage der Menschenrechte und beteiligte sich aktiv an sozialen Bewegungen gegen Krieg, für alternative Formen der Wissenschaft und Technologie und für das Überleben von Kulturen. Er ist Mitglied der „Human Rights Initiative“ des Commonwealth, des „International Network for Cultural Alternatives to Development“ und der „People‘s Union for Civil Liberties“, der ältesten und größten Menschenrechtsorganisation Indiens.