|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Jedes Jahr werden zur Frankfurter Buchmesse tonnenweise Papier bedruckt.
Wir wollen linken AutorInnen und Verlagen ein Forum für kritische Gedanken bieten |
|
|
|
|
Lange Lesenacht
Gustav Landauer: Antipolitik
Siegbert Wolf (Hrsg.); Edition AV
„Keiner findet die Freiheit, der sie nicht in sich hat. Und desgleichen: Nichts, was wirklich die Menschheit angeht [...] kann irgendwie von Menschen durchgeführt werden, ohne dass diese Menschen in Freiheit zusammenwirken.“ (1911)
Die im Band 3.1 und im vorliegenden Band 3.2 zum Thema „Antipolitik“ versammelten Aufsätze Gustav Landauers mit dem Schwerpunkt auf Geschichte und Programmatik des „Sozialistischen Bundes“ (1909-1915) bieten eine Gesamtschau von Landauers kommunitärem Anarchismus. Der Doppelband dokumentiert Landauers Weg, den er für notwendig erachtete, um zu einer Restrukturierung der Gesellschaft jenseits von Staat, kapitalistischem Markt und Großindustrie zu gelangen: Zusammenschluss in Bünden und Gemeinden und Gründung landkommunitärer Genossenschaftssiedlungen. Zugleich sollten die Menschen innerlich reifen und zu neuen sozialen Arrangements untereinander und im Verhältnis zur Natur finden – in Gegenseitigkeit, freier Vereinbarung, Freiheit und Gerechtigkeit.
Briefe aus der Deportation
Französischer Widerstand und der Weg nach Auschwitz
Pierre Dietz; Verlag Edition AV
William Letourneur (*1898 – †1973) war Lederfacharbeiter in einem Vorort von Rouen in der Normandie. Nach dem Einmarsch der Deutschen schloss er sich der kommunistischen Widerstandsgruppe „Front National“ an. Von einem Nachbarn denunziert, geriet er in die Mühlen der Gestapo und wurde über Compiègne nach Buchenwald, Lublin und Auschwitz deportiert. In dieser Zeit nutzte er jede Gelegenheit heimlich und offiziell Briefe an seine Frau zu senden. Sie enthalten u.a. Bastelanleitungen, um in Hilfspaketen heimliche Nachrichten unterzubringen, aber auch Hilferufe nach dem Nötigsten. Briefe in dieser Fülle und über einen solch langen Zeitraum sind eine historische Rarität. Offiziell durften Briefe zwar geschrieben werden, wurden aber zensiert und gelegentlich willkürlich vernichtet.
An der Heimatfront
Öffentlichkeitsarbeit und Nachwuchswerbung der Bundeswehr
Michael Schulze von Glaßer; PapyRossa Verlag
Bundeswehr-Werbespots im Fernsehen, Jugendoffiziere in Schulen, Reklamestände auf Marktplätzen: immer öfter wirbt das deutsche Militär in der Öffentlichkeit um Zustimmung. Doch die Heimatfront bröckelt und die Bundeswehr müht sich ab, dies zu verhindern. Bei eigenen Veranstaltungen im öffentlichen Raum, bei eigens organisierten Jugendsportfesten oder bei „Tagen der offenen Tür“ kann sie sich nach Belieben präsentieren. Eigens von ihr entwickelte Medien sollen insbesondere potentielle Rekruten für den Dienst an der Waffe begeistern: Eine Jugendzeitung, Schulmagazine, Rekrutierungsportale im Internet, auf Jugendliche zugeschnittene Computerspiele. Wo sie nicht direkt werben kann, schaltet die Armee Reklame in zivilen Medien. Ob im Jugendmagazin BRAVO, der bundesweiten Schülerzeitung SPIESSER oder im Radio. Auch Spielfilmproduktionen und Fernsehdokumentationen werden unterstützt. Das Buch präsentiert erstmals einen umfassenden Überblick über die Reklametätigkeit des Militärs und analysiert dessen verschiedene Werbe-Methoden.
Michael Schulze von Glaßer, studierte Politikwissenschaften und Philosophie an der Universität Kassel, arbeitet als freier Journalist und Fotograf u. a. für junge Welt, Neues Deutschland, Telepolis, der Freitag. Mitherausgeber der Monatszeitung Graswurzelrevolution und der Jugendzeitung utopia.
Woher der Wind weht
Guido R. Schmidt; Edition Nautilus
Veit macht sich auf die Suche nach seinem Großvater, der 1919 auf der Suche nach einem besseren Leben nach Argentinien emigrierte. Dort war er mitten in die großen Streiks auf den Schaf- Farmen und anarchistischen Arbeiteraufstände geraten, die die Großgrundbesitzer mit Hilfe von Privatmilizen blutig niederschlagen ließen, und dann verschwunden. Noch sechzig Jahre später stößt Veit bei seiner Suche überall auf misstrauisches Schweigen; die Angst, über die Vergangenheit zu sprechen, ist erdrückend, das Grauen der Militärdiktatur noch präsent. Veit deckt nach und nach die Geschichte seines Großvaters auf, der auf der Suche nach einem besseren Leben in der neuen Welt in die blutigen Kämpfe geriet und für sein Abenteuer mit dem Leben bezahlte. Guido Schmidts Roman beruht auf wahren Begebenheiten und kann als politische Ergänzung zu Bruce Chatwins legendärem Buch »In Patagonien. Reise in ein fernes Land« gelesen werden.
Guido Rochus Schmidt lebt und arbeitet als Schriftsteller, Musiker und Drucker in Andechs, Oberbayern. Bisher veröffentlichte er „Die Soldaten der Jungfrau – Roman aus dem Süden Mexikos“ und die Kurzgeschichte „Der Grenzgänger“. „Woher der Wind weht. Ein Patagonienroman“ ist sein zweiter Roman.
Freiheit und Gerechtigkeit
Die Geschichte der Ukraine aus libertärer Sicht
Roman Danyluk; Verlag Edition AV
Lange Zeit war die Ukraine von Mitteleuropa aus gesehen ein Land am äußersten östlichen Rand des Kontinents und zudem im 20. Jahrhundert für über 70 Jahre hinter einem Eisernen Vorhang verborgen. Erst die sogenannte Orangene Revolution im Winter 2004 sorgte dafür, dass die politischen Verhältnisse in der Ukraine in Deutschland in den Massenmedien größeren Raum einnahmen und so in der deutschen Öffentlichkeit bekannter wurden.
Dabei blickt dieses osteuropäische Land auf eine bewegte und äußerst interessante Vergangenheit zurück. Gerade aus emanzipatorischer Sicht spielten sich in der Ukraine überaus wichtige und spannende Ereignisse ab.
Seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1991 gestaltet sich der Alltag großer Teile der ukrainischen Bevölkerung äußerst mühevoll. Eingezwängt zwischen einer allgegenwärtigen Korruption, der Herrschaft gieriger Oligarchenclans und mafiöser Strukturen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, explodierte der Unmut der geknechteten Massen nach massiven Wahlfälschungen bei den Präsidentschaftswahlen 2004.
Dieses politische Lesebuch zur Geschichte der Ukraine schlägt die hoffnungsvollen und ermutigenden Kapitel in der Vergangenheit und Gegenwart dieses osteuropäischen Landes auf, verschweigt dabei auch die dunklen Seiten in der ukrainischen Historie nicht.
Baustelle Revolution
Erinnerungen eines Anarchisten
Lucio Urtubia; Assoziation A 2010
Lucio wuchs in einem Dorf in Navarra unter dem Franco-Regime auf, in bitterer Armut. Aus dem spanischen Militär desertierte er 1954 nach Paris. Dort lernte er Anarchisten der CNT kennen. Seitdem widmet er sein Leben dem Kampf für die Freiheit. Lucio hat Banken überfallen, um mit dem Geld Gefangene in Spanien zu unterstützen. Er fälschte Ausweise für die spanischen Flüchtlinge in Frankreich. Später wurden in seinen Fälscherwerkstätten Schecks und Papiere verschiedenster Länder gedruckt. Diese kamen revolutionären Bewegungen in Europa, Lateinamerika und den USA zugute. Lucio traf sich mit Che Guevara, um mit ihm zu besprechen, wie gefälschte Dollars zur Destabilisierung der USA eingesetzt werden könnten. Seinen Lebensunterhalt hat Lucio immer mit der Maurerkelle verdient. Während er eine untergründige Infrastruktur weltweiter Solidarität aufbaute, erschien er jeden Morgen pünktlich auf der Baustelle. Nur wenige wussten von seinen nächtlichen Aktivitäten, und die Verfolgungsbehörden trauten dem Arbeiter und Migranten solche ausgeklügelten Aktionen nicht zu. Lucio Urtubia lebt heute in Paris, in seinem Kulturzentrum, das er nach Louise Michel, der großen Anarchistin der Pariser Kommune benannt hat.
Buchvorstellung mit Ausschnitten aus dem Dokumentarfilm: „Lucio – Anarchist, Bankräuber, Fälscher, aber vor allem Maurer.“ von José Mari Goenaga und Aitor Arregi, Baskenland 2007, 90 min, span./franz. mit deutschen UT
|