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Veranstaltungen 2008  
 
 
 
 
 
 
 
   
   
   
   
   
   
Jedes Jahr werden zur Frankfurter Buchmesse tonnenweise Papier bedruckt. Wir wollen linken AutorInnen und Verlagen ein Forum für kritische Gedanken bieten  
 

Veranstaltungen zur Buchmesse 2022

Vom 18.10. – 27.10.2022

Im Zeitraum vom 18. bis 27. Oktober 2022 findet parallel zur Frankfurter Buchmesse die Veranstaltungsreihe GegenBuchMasse statt. Seit 27 Jahren bieten wir mit unserer Veranstaltungsreihe linken und kritischen AutorInnen sowie kleinen Verlagen die Möglichkeit, Themen zu präsentieren, die auf Kommerz und am Mainstream ausgerichteten Messeprogramm fehlen.


Das aktuelle Programm 2022 als PDF Download Seite 1, Seite 2

1

DIENSTAG ∙ 18.10.22 ∙ 19:30 UHR

Die Kommunen vor der

Kommune 1870/71

Lyon – Le Creusot – Marseille – Paris

Café ExZess, Leipziger Straße 91, Frankfurt/Main

Veranstalter*innen: P.A.C.K. & Verlag Assoziation A

Lesung mit Detlef Hartmann, Christopher Wimmer

Die französische Kommunebewegung von 1870/71

In der mainstream-Geschichtsschreibung wird die Kommune

von 1871 im Wesentlichen als Pariser Kommune und von Kadern

bestimmt gezeichnet. Beides trifft nicht die Realität. Schon vor

den Pariser Ereignissen gab es in ganz Frankreich eine breite

Kommunebewegung. Sie reichte von Narbonne über Marseille,

St. Etienne, Lyon bis in die Industriestadt Le Creusot und umfasste

auch viele kleinere Orte. Weit entfernt davon, aus Paris

bestimmt zu sein, richtete sie sich gerade gegen die Pariser Hegemonieansprüche.

Ihre Initiator*innen gehörten nicht in erster

Linie zu den politischen Kadern und den „gebildeten“ Kreisen, in

Lyon sogar keine von ihnen. Vielmehr entstammten sie vor allem

autonomen Basisbewegungen aus der Arbeiter*innenklasse, sogar

in Paris. Denn dort waren es die proletarischen Unterschichten,

und hier vor allem auch die Frauen, die noch vor der Ausrufung

der Kommune die Kämpfe entfesselten. Das ist heute

wieder wichtig. Denn wir erleben, wie in Lateinamerika bis zu

den Ereignissen in Sri Lanka die Bewegungen selbstorganisiert

aus der Basis gestaltet werden. So gehören die Aufstände aus

den französischen Kommunen auch zu ihrer Geschichte.

 

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2

MITTWOCH ∙ 19.10.22 ∙ 19:30 UHR

Erfahrung Rojava

Berichte aus der Solidaritätsarbeit in Nord-Ostsyrien

Café ExZess, Leipziger Straße 91, Frankfurt/Main

Veranstalter*innen: P.A.C.K. & Verlag Edition AV

Lesung mit Michael Wilk, Nujin

Mit der Androhung einer erneuten Invasion durch die türkische

Armee unter Autokrat Erdogan hat sich die Situation der Menschen

in den Autonomiegebieten in Nordostsyrien (Rojava) weiter

verschärft. Für die kurdische, assyrische, aramäische und

arabische Bevölkerung sind militärische Angriffe schon jetzt

tägliche Realität.

Das Gesellschaftsmodell Nord-Ostsyriens, die Organisierung

basisdemokratischer Selbstverwaltung, der Anspruch einer

Gleichberechtigung der Geschlechter ist eine Herausforderung,

die großen Einsatz, Mut und Kraft auf Seiten der Menschen Rojavas

erfordert. Das Ringen um Autonomie gegenüber dem Assad-

Regime, der Kampf gegen den IS und die massive Bedrohung

durch das türkische Erdogan-Regime belasten den Kampf

um Freiheit und Selbstbestimmung. Solidaritätsarbeit ist ein

wichtiger unterstützender Faktor in diesem Prozess.

Wie sehen, empfinden und bewerten Menschen ihren Einsatz

unter diesen Bedingungen, welche Ansprüche vertreten sie, was

hat sie motiviert, beflügelt oder auch enttäuscht. Wie manifestiert

sich der Prozess der Erfahrung des voneinander Lernens in

und um die Bewegung in Rojava in den Herzen und Köpfen der

Helfenden?

 

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3

DONNERSTAG ∙ 20.10.22 ∙ 19:30 UHR

Reproduktive Freiheit

Eine feministische Ethik der Fortpflanzung

Café ExZess, Leipziger Straße 91, Frankfurt/Main

Veranstalter*innen: P.A.C.K. & Unrast Verlag

Lesung mit Antje Schrupp

Alle Menschen müssen geboren werden, aber nur ungefähr die

Hälfte von ihnen kann selber schwanger werden und Kinder gebären.

Was bedeutet Freiheit angesichts dieser biologisch vorgegebenen

Ungleichheit? In der Vergangenheit wurden die ethischen

und politischen Herausforderungen der reproduktiven

Differenz über das Konstrukt der Geschlechterhierarchie organisiert:

Menschen mit Gebärmutter wurden als „Frauen“ aus der

politischen und öffentlichen Sphäre ausgeschlossen und der

Herrschaft der „Männer“ unterstellt. Heute ist diese Ordnung

ins Wanken gekommen, aber eine neue Ethik der Fortpflanzung

ist noch nicht in Sicht. Dabei bringen die rasant fortschreitenden

Möglichkeiten der Reproduktionstechnologie weitere ethische

Herausforderungen mit sich. Wie konstituieren sich in einer

freien Gesellschaft die Beziehungen zwischen Geschlechtern

und Generationen? Welche Konzepte von Freiheit brauchen wir,

damit sie auch für Menschen, die schwanger werden können

oder schwanger sind gelten? Antje Schrupp zeigt, dass das Thema

der reproduktiven Freiheit weit über die Frage von Abtreibung

oder Genderdiskurse hinausgeht.

 

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4

DONNERSTAG ∙ 20.10.22 ∙ 19:30 UHR

Futopia

Ideen für eine bessere Fußballwelt

Fanhaus Louisa, Schwarzsteinkautweg 5 a, Frankfurt/Main

Veranstalter*innen: Frankfurter Fanprojekt, P.A.C.K. & Verlag Die Werkstatt

Lesung mit Alina Schwermer

Die Zeit ist reif für große Fußball-Utopien

Nominiert fürs Fußballbuch des Jahres 2022 von der Deutschen

Akademie für Fußballkultur

Was wäre, wenn jemand vorschlagen würde, das aktuelle System

einzuführen? Lasst uns einen Fußball spielen, bei dem der

Meister schon am ersten Spieltag feststeht. Lasst uns einen

Fußball einführen, bei dem Männer tausendfach so viel verdienen

wie Frauen. Lasst uns einen Fußball einführen, der undemokratisch

ist und seine Fans verachtet, Menschen schon im Kindesalter

versklavt, von wenigen Superreichen diktiert wird und

von konservativen alten Männern beherrscht wird. Lasst uns einen

Fußball schaffen, der den Planeten, die Ressourcen und damit

sich selbst zerstört.

Wer würde diese Idee gut finden?

 

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5

DONNERSTAG ∙ 20.10.22 ∙ 19:00 UHR

Frankfurt am Main – eine Stadt für alle?

Rödelheim – ein Stadtteil für alle?

Konfliktfelder, Orte und soziale Kämpfe

In der Au 14–16, Frankfurt/Main

Veranstalter*innen: P.A.C.K. & transcript VerlagFrankfurt am Main – eine Stadt für alle?

Lesung mit Billy Setzer, Conny Petzold

Rödelheim – ein Stadtteil für alle?

Der kürzlich erschienene Band „Frankfurt am Main – eine Stadt

für alle? Konfliktfelder, Orte und soziale Kämpfe“ versammelt

Autor*innen aus Wissenschaft, sozialen Bewegungen und zivilgesellschaftlichen

Initiativen, die gemeinsam aktuelle Prozesse

der Stadtentwicklung sowie die sozialen Kämpfe darum beleuchten.

In anschaulichen Formaten diskutieren die Beiträge,

welche strukturellen Bedingungen, gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse

und machtvollen Akteure die Global City Frankfurt

am Main prägen. Sie analysieren, wie neoliberale und autoritäre

Tendenzen soziale Ausschlüsse produzieren. Durch den Fokus

auf die vielfältigen Kämpfe werden zugleich Wege für eine solidarische

und demokratische Stadt für alle aufgezeigt.

In der Veranstaltung werden zwei Projekte aus dem Stadtteil Rödelheim

vorgestellt: Zum einen der Widerstand von Mieter*innen

des Brentano-Hochhauses gegen die befürchtete Verdrängung

durch Modernisierungsmaßnahmen, zum anderen die AU – das

vermutlich älteste besetzte Haus in Deutschland –, die seit 1983

für eine Alternative zu konventionellen Wohn- und Mietverhältnissen

steht.

 

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6

DONNERSTAG ∙ 20.10.22 ∙ 20:00 UHR

Flucht und Literatur.

15 Jahre Joseba Sarrionandias »Der gefrorene Mann«

Studierendenhaus, Festsaal, Mertonstr. 26, Frankfurt/Main

Veranstalter*innen: Beyond Spain & Blumenbar

Lesung mit vielen Stimmen

Eine Hütte an der Atlantikküste Nicaraguas: Goio, der baskische

Krankenpfleger in dem tropischen Dorf, friert ein. Nicht im wörtlichen

Sinne – er verliert Sprache und Erinnerung. Stumm sitzt er

am Fenster und stiert hinaus in den Regen.

Joseba Sarrionandia hat das Schicksal der vielen baskischen

Flüchtlinge als Stoff gewählt, die wie er selbst damals in vielen

Ländern, besonders in Lateinamerika, im Exil leben. Und doch hat

er weniger ein Buch über den ungelösten baskischen Konflikt geschrieben.

Viel eher geht es Sarrionandia um die großen menschlichen

Fragen: Einsamkeit, Freundschaft, Krankheit, Tod und vor allem

das Wesen der Erinnerung, die letzte verbliebenen Brücke des

Exilanten nach Hause.

Sarrionandia hatte Glück – er konnte zurückkehren und lebt heute

mit seiner Familie wieder im Baskenland. Trotzdem ist das Buch

von ungebrochener Aktualität, denn es thematisiert Flucht und das

damit einhergehende „Einfrieren“ – der Verlust des einstigen Lebens,

der Menschen, Orte und Begebenheiten, die es ausmachten.

Wir erzählen und lesen das Buch mit vielen verschiedenen Stimmen,

mit Menschen, die selbst aus ihrer Heimat flüchten mussten

und mit solchen, die diese solidarisch unterstützen und gemeinsam

gegen jene Verhältnisse kämpfen, die Menschen immer wieder

zur Flucht zwingen.

 

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7

FREITAG ∙ 21.10.22 ∙ 19:30 UHR

Privatstädte

Labore für einen neuen Manchesterkapitalismus

Café ExZess, Leipziger Straße 91, Frankfurt/Main

Veranstalter*innen: P.A.C.K. & Unrast Verlag

Lesung mit Andreas Kemper

Mit jeder Wirtschaftskrise scheinen sich neoliberale Ideen zu radikalisieren.

Seit 2008 wird auf verschiedenen Ebenen versucht, Enklaven

reiner Privatrechtsgesellschaften zu errichten. Ein erster

großer Versuch findet in Honduras mit Privatstadtprojekten (ZEDEs)

statt. Getragen wird diese Entwicklung vor allem von rechten

Tech-Investoren aus den USA wie Peter Thiel oder Bajal Srinivassan.

Aber auch Deutsche aus den Bereichen Hochschule (Daniel A.

Gottschald (TUM Heilbronn)), Rohstoffe (Titus Gebel), Architektur

(Patrick Schumacher (Zaha Hadid Architects)) sind an der Entwicklung

dieser Labore für einen neuen Manchesterkapitalismus

beteiligt. Hier finden sich neue globale Allianzen für einen „Network

State“, der von „E-Residentschaften“ in „Metaversen“ zu diplomatisch

anerkannten Privatgrundstücken voranschreiten will.

 

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8

FREITAG ∙ 21.10.22 ∙ 19:30 UHR

Hafenkneipen

Ein praktischer Reiseführer

New Rose, Eschersheimer Landstraße 328, Frankfurt/Main

Veranstalter*innen: P.A.C.K. & Selbstverlag Daniel Röhnert

Lesung mit Daniel Röhnert

Oh Shit.

Nein, das habe ich nicht gesagt.

Es ist eine Bar. Wir treffen aufeinander, nähern uns an, laufen ein

paar Meter gemeinsam, greifen hier und da nach Messingstangen,

die das Schlingern und Stampfen mildern. Treffen Vereinbarungen,

an die sich keiner erinnern kann, und verlassen seichte, ruhige

Fahrwasser, um die Dünung zu queren und allein das Licht zu löschen.

Robert und ich torkelten zurück zu den Fahrrädern und rollten den

Weg zum Zeltplatz auf dem Bürgersteig. Das kühle Meer hatte den

Nebel einbestellt, der über die Klippen ins Land zog und die zwei

Laternen, die den Zeltplatz erhellten, mit diffusem Wabern umschlungen.

Ein Absacker war nicht mehr angezeigt. Robert nickte

mir unter dem grauen Leuchten zu und grinste.

„Bloody Nationalists!“

Im Hochsommer 2022 veröffentlichte der Frankfurter Autor Daniel

Röhnert „Hafenkneipen – Ein praktischer Reiseführer“.

In 15 Kapiteln werden Leser*innen quer über den Globus geschleift,

um an wenig besuchten Orten in Kneipengespräche zu

vorgerückter Uhrzeit einzutauchen.

Der Hafen wird zur Heimat, die Kneipe zum sicheren Zufluchtspunkt.

Ein Schiffbrüchiger erzählt vom Schiffbrüchigsein, Techniken

des Kielholens und Überlebensstrategien bei Kneipenschlägereien

werden diskutiert; andere fallen einfach nur vom Barhocker.

Bei der Lesung wird zunächst in die historische Dimension des

Themas eingeführt und im Anschluss aus einigen Kneipen berichtet.

Illustriert wurde das Buch von Imke Staats.

Der Bierausschank bleibt während der gesamten Veranstaltung

geöffnet und ist zu nutzen.

 

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9

FREITAG ∙ 21.10.22 ∙ 19:30 UHR

Lesung mit baskischen, katalanischen und galizischen Autor*nnen und Übersetzer*nnen

Frankfurter Salon, Braubachstraße 32, Frankfurt/Main

Veranstalter*innen: Beyond Spain

Lesung mit u.a. Edorta Jimenez, Joan Pons, Kirsten Brandt,…

Edorta Jimenez (Mundaka, 1953) ist der Sohn einer Baskin und eines

republikanischen Zwangsarbeiters aus Andalusien. Er veröffentlichte

sechs Gedichtbände, bis er mit seinem ersten Roman

„Azken fusila“ (auf Deutsch: „Das letzte Gewehr“, Susa, 1993) ein

eindrückliches Porträt der Nachkriegszeit im Baskenland schaffte.

In seinem vielfältigen Werk behandelt er sowohl historische wie

aktuelle gesellschaftliche Themen. Auf Deutsch erschienen: „Lärm

der Grillen“ (Pahl-Rugenstein, 2007), „Die Stimme der Wale“ (Moland,

2012). Joan Pons (Ferreries, Menorca, 1960) ist Schriftsteller

und Journalist in katalanischer Sprache, mit starkem inhaltlichen

und sprachlichen Bezug zur seiner Heimat Menorca. Seine Romane

wurden mit verschiedenen Literaturpreisen ausgezeichnet.

In Vorbereitung ist „Der Hund von Camus“, eine Romanbiographie

des französischen Schriftstellers Camus, dessen Vorfahren mütterlicherseits

aus Menorca stammten. Der Haupterzähler ist der

Hund, der in dem Auto mitfuhr, das auf dem Weg nach Paris verunglückte.

Der Herausgeber und Camus starben. Und der Hund? Niemand

weiß etwas oder hat bisher seine Geschichte erzählt.

Kirsten Brandt (Friedberg, 1963) übersetzte anfangs Beslletristik

aus dem Portugiesischen und Spanischen; inzwischen liegt ihr

Schwerpunkt auf Übersetzungen aus dem Katalanischen. Sie lebte

und arbeitete in Barcelona als Literaturagentin und freie Übersetzerin

und übertrug u. a. Roberto Bolaño, Carme Riera, Albert Sánchez

Piñol, Jaume Cabré und Joan Sales ins Deutsche.

Kirsten Brandt ist sicher eine der besten Kennerinnen der katalanischen

Literatur in Deutschland. Heute lebt sie als freie Übersetzerin

in Offenbach.

Eine galizische Autorin ist angefragt.

Die Autor*innen lesen mit aus Ihren Werken mit Unterstützung

deutscher Übersetzer:innen und bieten einen direkten Einblick in

ihre Arbeit und ihre literarische Stimme in der katalanischen, baskischen

und galizischen Kultur, die sich nicht unter dem Begriff

„Spanien“ vereinnahmen lässt.

 

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10

FREITAG ∙ 21.10.22 ∙ 19:00 UHR

Verfolgung, Flucht und Solidarität

Geschichte einer zweimaligen Flucht aus der Türkei: 1989 wegen Repression und Militärdienst. 2018 wegen drohender drei Jahre Haft aufgrund eines Facebook-Posts.

Studierendenhaus, Raum K 4, Mertonstr. 26, Frankfurt/Main

Veranstalter*innen: DFG-VK Frankfurt, DFG-VK Bildungswerk Hessen, Connection e.V. & Laika Verlag

Lesung mit Ilhami Akter

Ilhami Akter entstammt einer kurdischen Familie aus dem Dorf

Zelxidêr bei Karakoçan. 1989 floh Akter auf Beschluss der Familie

als 17-jähriger nach Deutschland, um der zunehmenden Repression

und dem drohenden Militärdienst im militarisierten türkischen

Staat zu entgehen. Nach der ersten Ablehnung seines Asylantrags

lebte er zwei Jahre lang in Deutschland als illegaler Flüchtling. Diese

Zeit in großer Härte überlebte er mit Hilfe verschiedener Flüchtlingsorganisationen

und Kirchengemeinden und einzelnen FreundInnen.

1995 wurde sein zweiter Asylantrag positiv entschieden.

2009 erlangte er die deutsche Staatsbürgerschaft.

Akter ist politisch aktiv in der Deutschen Friedensgesellschaft –

Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen, war Vorstandsmitglied im

Kurdistan Volkshaus e.V. in Hamburg und Unterstützer verschiedener

NGOs.

Als deutscher Staatsbürger konnte Akter 2010 erstmals wieder in

die Türkei reisen, seine Mutter und seinen Heimatort besuchen.

Weitere Reisen folgten. Bei der letzten, 2018, wurde er vor der

Rückreise verhaftet und inhaftiert. Als Haftgrund galt den türkischen

Behörden die Weiterleitung eines Facebook-Posts über die

Situation der Kurden. Neben Akter waren zu diesem Zeitpunkt

mehrere Deutsche im Rahmen der politischen Auseinandersetzung

zwischen dem deutschen und dem türkischen Staat verhaftet worden.

Im anschließenden Verfahren wurde er zu 3 Jahren und 45 Tagen

Haft verurteilt. Gleichzeitig wurde die Haft bis zur Entscheidung

der 2. Instanz in Hausarrest umgewandelt. Akter entschied sich zur

erneuten Flucht nach Deutschland, eine weitere Flucht unter großer

Gefahr.

 

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11

SAMSTAG ∙ 22.10.22 ∙ 19:00 UHR

Der Mensch ohne Gesicht

Kritik der Identitätspolitik

Café ExZess, Leipziger Straße 91, Frankfurt/Main

Veranstalter*innen: P.A.C.K. & Alibri Verlag

Lesung mit Friedrich Böttiger

Was ist Identitätspolitik? Dieser Frage geht der Autor Friedrich

Böttiger in seinem Buch „Der Mensch ohne Gesicht“ – bei Alibri

Verlag erschienen – nach, wobei er sich nicht – wie schon so häufig

geschehen – mit den mannigfaltigen Spielarten der Identitätspolitik

auseinandersetzt um deren „spaltenden“ Charakter zu beschreiben.

Vielmehr bezieht er sich bei seiner Kritik auf die

abstrakte Identitätslogik von der aus Identitätspolitik ihren politischen

Anspruch ableitet um auf die Widersprüche identitären Denkens

und Handelns zu verweisen.

Identitätslogik wird hier als eine konformistische Anspruchshaltung

gesehen, die die Identität bzw. die subjektive Identifikation

mit einer Gruppe überhöht um von dieser Grundlage die individuelle

Erfahrungswelt zu abstrahieren bzw. zu konstruieren. Der Autor

weist auf die Gefahr hin, dass die objektive Wirklichkeit der kapitalistischen

Gesellschaft auf Grund der Identitätslogik, der mit ihr

einhergehenden Subjektorientierung sowie der subjektiven Überhöhung

von Partikularinteressen innerhalb der Identitätspolitik

vernachlässigt werden könnten und stellt in seiner Kritik die Wechselwirkung

von Politik, Gesellschaft und Ökonomie vermehrt ins

Zentrum der Analyse um Identitätslogik kritisch zu hinterfragen.

Hierbei geht es nicht um die Negierung und Abwertung von Identität

als politische Triebfeder, sondern um einen kritischen Diskurs

der Sache jenseits moralistischer und emotionaler Befindlichkeit.

Im Sinne kritischer Theorie versucht Friedrich Böttiger in seinem

Buch „Der Mensch ohne Gesicht“ Widersprüche aufzuzeigen, um

diese zu diskutieren.

 

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12

SAMSTAG ∙ 22.10.22 ∙ 21:00 UHR

Kampf um Klimagerechtigkeit

mit den Gruppen „Zucker im

Tank“ und „Ende Gelände“

Café ExZess, Leipziger Straße 91, Frankfurt/Main

Veranstalter*innen: Café 2Grad, P.A.C.K., Edition Nautilus & Verlag Assoziation A

Glitzer im Kohlestaub

Vom Kampf um Klimagerechtigkeit und Autonomie

We shut shit down

Ende Gelände

Obwohl der Klimawandel nicht mehr zu leugnen ist, versuchen

Konzerne und Politiker unter dem Schlagwort „Green New Deal“

den Ausstieg aus klimaschädlichen Energiequellen und Industrieprozessen

hinauszuzögern und die vorherrschenden kapitalistischen

Bedingungen langfristig zu verfestigen. Die Klimagerechtigkeitsbewegung

macht mit vielen Aktionen auf diese gefährliche

Entwicklung aufmerksam. Ihre kontinuierlichen Aktivitäten gehen

weit über die medial präsenten Proteste im Hambacher und Dannenröder

Forst oder den Tagebau in der Lausitz sowie in Garzweiler

hinaus. Neben dem radikalen Eintreten für den Umweltschutz und

die Erhaltung der Artenvielfalt ist die Klimagerechtigkeitsbewegung

durch ein Zusammenarbeiten von vielen Aktivist*innen und

Gruppen geprägt, deren kollektive Diskussions- und Entscheidungsprozesse

längst zu einem Gegenmodell zum gängigen Politikmodell

geworden sind.

Im Rahmen der Vorstellung der Bücher „Glitzer im Kohlenstaub –

Vom Kampf um Klimagerechtigkeit und Autonomie“, herausgegeben

von „Zucker im Tank“, und „We shut shit Down“ von „Ende

Gelände“

werden das breite Spektrum der Klimagerechtigkeitsbewegung

und die innerhalb der Bewegung stattfindenden Diskussionsprozesse

und Analysen dargestellt. Die Veranstaltung wird

von der Gruppe „Cafe 2Grad“ moderiert.

12.1

Glitzer im Kohlestaub

Vom Kampf um Klimagerechtigkeit und Autonomie

Lesung mit Zucker im Tank

Die Klimakrise eskaliert in Dimensionen, die sich kaum noch anders

als apokalyptisch beschreiben lassen. Dessen ungeachtet

sorgen die angeblich verantwortungsbewussten westlichen Staaten

unter entscheidendem Einfluss der deutschen Politik, wie aktuell

durch die Beschlüsse beim G7 geschehen, für einen weiteren

exorbitant steigenden Ausstoß von Klimagasen auf unabsehbare

Zeit.

Was tun? Die Klimagerechtigkeitsaktivist*innen suchen und finden

die richtigen Antworten, wie dieses Buch eindringlich beweist:

In mehr als 60 Beiträgen beschreiben Aktivist*innen aus unterschiedlichen

Spektren die Aktionen der Klimagerechtigkeitsbewegung.

Sie legen ihre politischen Überlegungen dar und geben einen

durchaus selbstkritischen Einblick in das Zusammenleben in Klimacamps,

besetzten Dörfern und Wäldern.

Der von der Politik eingeschlagene Weg ist genauso wenig wie das

von ihr vorgelegte Tempo geeignet, die sich vollziehende Klimakatastrophe

mit all ihren „Nebenwirkungen“ wie bspw. dem Artensterben,

den weltweiten Hungerkatastrophen und Kriegen zu verhindern.

Deshalb besetzen die Aktivist*innen Wälder wie den

Hambacher oder Dannenröder Forst, ketten sich auf Tagebaubagger

in der Lausitz oder in Garzweiler fest, blockieren Zufahrtsgleise

zu Kohlekraftwerken, kämpfen um den Erhalt von Dörfern wie

Lützerath, springen vor Kreuzfahrtschiffen ins Wasser, um sie am

Auslaufen zu hindern, oder sabotieren Maschinen und anderes Gerät,

das für den Ablauf des zerstörerischen Geschäfts nötig ist.

12.2

We shut shit down

Ende Gelände

Lesung mit Maximilian Becker

We shut shit down ist ein Bewegungsbuch, das eine beeindruckend

undogmatische, selbstreflexive und nicht zuletzt wirkmächtige aktivistische

Praxis vorstellt. Es bietet lebendige Einblicke in die aktuellen

Kämpfe für Klimagerechtigkeit sowie Inspiration und Empowerment

auf dem Weg in eine solidarische Gesellschaft.

 

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13

SAMSTAG ∙ 22.10.22 ∙ 11:00 UHR UND 12:30 UHR

Das schwarzbuch der Galizischen Sprache

Lesung zum Gedenken an Birgit Vanderbeke

Restaurant Lilium, Leipziger Straße 4, Frankfurt/Main

Veranstalter*innen: Beyond Spain

Lesung mit Laura Mintegi und FreundInnen

Die im Dezember 2021 verstorbene Autorin Birgit Vanderbeke, die

in den 80ger Jahren in Bockenheim lebte, führte 2016 einen persönlich-

politischen Briefwechsel (Korrespondenziak, Erein, 2016)

mit der baskischen Schriftstellerin Laura Mintegi.

In dem Briefwechsel sprechen zwei erfahrene Schriftstellerinnen

aus unterschiedlichen Lebensrealitäten über Weltpolitisches

wie Persönliches, kleine Dinge des Alltags spielen genauso

eine Rolle, wie gesellschaftliche Veränderungen. Es gibt sehr

wohl Widersprüche, die aus den verschiedenen kulturellen Hintergründen

herrühren und genau diese auch deutlich machen.

Birgit Vanderbeke (Dahme, 1956 – Südfrankreich, 2021) erhielt

1990 den Ingeborg Bachmann Preis für den Roman „Das Muschelessen“,

in dem es mit kühler Ironie um die Fassade der

kleinbürgelichen Familie geht. Er wurde in mehr als 25 Sprachen

übersetzt und ist auch auf Baskisch, Katalanisch und Galizisch

erschienen. Nach Muschelessen legte sie fast jährlich einen Roman

oder eine Erzählung vor und hatte auch durch viele Lesereisen

einen engen Kontakt zu ihren zahlreichen Leserinnen und

Lesern.

Laura Mintegi (Lizarra, 1955) ist eine baskische Schriftstellerin.

Sie unterrichtet Sprach- und Literaturdidaktik an der Universität

des Baskenlands und ist Präsidentin des Baskischen PEN

Clubs. Ihre Romane setzen sich stark mit gesellschaftlichen Widersprüchen

und besonders dem Konfliktfeld zwischen weiblicher

und männlicher Rollenzuweisung auseinander. Auf deutsch

erschien „Ecce Homo“ (Pahl-Rugenstein, 2012)

Wir möchten mit dieser Lesung die Erinnerung an Birgit in ihrem

ehemaligen Stadtviertel lebendig erhalten. Freund:innen, Bekannte

und Weggefährt:innen sind zur Mitwirkung eingeladen.

 

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14

SONNTAG ∙ 23.10.22 ∙ 10:00 UHR

Literarische Matinée

Lesung mit baskischen, katalanischen und galizischen Autor*nnen und Übersetzer*nnen

Restaurant Lilium, Leipziger Straße 4, Frankfurt/Main

Veranstalter*innen: Beyond Spain

Lesung mit u.a. Arancha Nogueira, Fito Rodriguez, Laura Mintegi, …

Diesmal zum Frühstück: wir stellen verschiedene Autorinnen

und Autoren vor, die auf Baskisch, Katalanisch und Galizisch

publizieren und für die der Ausgangspunkt ihres literarischen

Universums ihre eigene Kultur und Sprache ist – jenseits des

Dominanzkonstrukts „Spanien“.

Arancha Nogueira (Ourense, 1989) ist eine Lyrikerin in galizischer

Sprache. In ihren Gedichten ist es mal laut, mal provokativ

– aber auch amüsant. Durch Plattformen wie Instagram haben

Gedichte ihr bürgerliches Image verloren und junge

Schrifstellerinnen werden zu Stimmen, die neu gehört werden.

Ihr erster Gedichtband „O único lugar onde ficar inmóbil (2018)“

wurde innerhalb kürzester Zeit bekannt. Liebe, Verlust und

weibliches Empowerment – all diese Themen behandelt Nogueira

nicht nur mit poesievollen Worten, sondern auch mit kraftvollen

Bildern.

Fito Rodriguez (Gasteiz, 1955) Schriftsteller, Kolumnist und

Blogger. Autor zahlreicher Sachbücher, journalistischer Artikel,

Recherchen, Übersetzungen und Wörterbucheinträge.

In dem essayistische Briefroman „Der Schatten Fausts“ beschäftigt

sich ein finnischer Austauschstudent in Donostia/San

Sebastián, dem kulturellen Herzen des Baskenlandes mit jahrhundertealten

Briefen der beiden Brüder und Wissenschaftler

Juan José und Fausto Elhuyar. In einem Videoblog reflektiert er

seine eigene Herkunft, die Geschichte der Basken wie auch die

Geschichte Lapplands.Die Leser:innen erfahren Erstaunliches

über diese beiden Kulturen und finden sich aufgrund der Brisanz

der Briefe plötzlich in einem Machtkampf zwischen Staat, Kirche

und Wissenschaft zur Zeit der spanischen Inquisition wieder.

Laura Mintegi (Lizarra, 1955) ist eine baskische Schriftstellerin.

Sie unterrichtet Sprach- und Literaturdidaktik an der Universität

des Baskenlands und die Präsidentin des Baskischen PEN

Clubs. Ihre Romane setzen sich stark mit gesellschaftlichen Widersprüchen

und besonders dem Konfliktfeld zwischen weiblicher

und männlicher Rollenzuweisung auseinander. Auf deutsch

erschien „Ecce Homo“ (Pahl-Rugenstein, 2012)

Weitere Autor:innen sind eingeladen.

 

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15

SONNTAG ∙ 23.10.22 ∙ 18 UHR

Führ Hans-Jürgen Krahl

Beiträge zu seinem antiautoritären Marxismus

Faites votre jeu!, Klapperfeldstraße 5, Frankfurt/Main

Veranstalter*innen: Kritik&Praxis,express 6 Mandelbaum Verlag

Vortrag & Diskussion mit den Herausgeber*innen Meike Gerber

und Julian Volz sowie dem Autor Robin Mohan

Sich heute mit Hans-Jürgen Krahl auseinanderzusetzen, bedeutet

die Annäherung an eine Person, um die sich viele Mythen

ranken und deren Theorien dennoch zu großen Teilen vergessen

wurden. Dabei gab es um 1968 wenige, die den Versuch einer

»historisch angemessenen Vermittlung von Theorie und Praxis«

derart intensiv betrieben haben wie er. Als einer der Theorieköpfe

von ‘68 stellte er sich nicht nur entschieden gegen eine autoritäre

Wende der Studierendenbewegung, sondern setzte ihr

auch ein Modell antiautoritärer Emanzipation entgegen. Der

Lieblingsschüler debattierte mit den Intellektuellen der Frankfurter

Schule auf Augenhöhe und arbeitete an einer eigenständigen

Weiterentwicklung der Kritischen Theorie. Trotzdem – oder

deswegen? – richteten sich nach Krahls frühem Tod mit 27 Jahren

die verschiedensten Vorwürfe gegen ihn: eines repressiven

Leninismus ebenso wie eines antiautoritären Spontaneismus;

einer unredlichen Hinwendung der Kritischen Theorie zur Praxis

ebenso wie eines praxisfernen Hegelianismus. Dies könnte erklären,

warum sein Werk heute weitgehend ungelesen ist.

Der im Januar 2022 im mandelbaum Verlag erschienene Sammelband

Für «Hans-Jürgen Krahl. Beiträge zu seinem antiautoritären

Marxismus», herausgegeben von Meike Gerber, Emanuel

Kapfinger und Julian Volz, bringt nun erstmals aktuelle Auseinandersetzungen

mit Krahls zentralen Themen in einem Buch zusammen.

Die Referent*innen werden an dem Abend das Themenspektrum

des Sammelbandes von Krahls Klassenanalyse

über seine Auseinandersetzung mit Adorno, die Vermittlung von

Theorie und Praxis bis hin zu seinen Ideen zur revolutionären Organisation

aufzeigen. Zudem werden sie ihre Überlegungen vorstellen,

warum die Auseinandersetzung mit Krahl für die Linke

heute wichtig und fruchtbar ist.

 

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16

DONNERSTAG ∙ 27.10.22 ∙ 19:30 UHR

Spielball der Scheichs

Der arabische Fußball und die WM in Katar

Fanhaus Louisa, Schwarzsteinkautweg 5 a, Frankfurt/Main

Veranstalter*innen: Frankfurter Fanprojekt, P.A.C.K. & Verlag Die Werkstatt

Lesung mit Jakob Krais

Zwischen Geschäft und Emanzipation

Die WM 2022 rückt den Fußball im arabischen Raum ins Rampenlicht.

Jakob Krais zeigt auf, welche Strategien mit den arabischen

Investitionen in den europäischen Fußball verbunden

sind. Er erzählt die Geschichte der Fußballerinnen und Fußballer

zwischen Marokko und Irak, und er beleuchtet die widerständige

Dimension, die der Fußball durchaus auch in autoritären Regimen

haben kann. Die WM in Katar wird damit zum Ausgangspunkt

für eine Analyse aktueller Phänomene, die den Fußball im

arabischen Raum, aber auch weit darüber hinaus beschäftigen.

Covid-19

Die Veranstaltungen finden nach den jeweils geltenden Empfehlungen zum Schutz vor dem Corona-Virus statt. Aktuell planen wir die Veranstaltungen nach den 3G-Regeln. Weiterhin ist die Zahl der Teilnehmer*innen begrenzt und außerhalb des Sitzplatzes ist eine medizinische Maske oder eine FFP2-Maske zu tragen. Da die weitere Entwicklung nicht abschätzbar ist, bitten wir darum, sich am Veranstaltungstag auf unserer Webseite www.gegenbuchmasse.de nach den notwendigen und von uns angewendeten Regeln zu informieren.

In normalen Messejahren wird auf der Frankfurter Buchmesse tonnenweise frisch bedrucktes Papier präsentiert, Inhalte sind austauschbar, es zählt nur das Geschäft mit der Ware Buch. Wir wollen deswegen vor allem linken Autor*innen und (Klein-) Verlagen ein Forum für kritische Gedanken bieten. Der Eintritt zu unseren Veranstaltungen ist frei. Wir bitten um reichlich Spenden!